Zweite Umladestation:Mülldestination Weßling

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Kunst aus Müll: Charly-Ann Cobdak und Landrat Karl Roth (Mi.). (Foto: Franz X. Fuchs)

Der Wirtschaftsverband für Abfall Starnberg will aus Wettbewerbsgründen eine eigene Umladestation errichten. Der Gemeinderat hat den vorläufigen Planungen zugestimmt - unter kuriosen Umständen

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg/Weßling

Es ist ein ungewöhnlicher Plan: Der Abfallwirtschaftsverband Starnberg (Awista) möchte eine zweite, aber landkreiseigene Müllumladestation bauen. Und zwar in unmittelbarer Nachbarschaft zu jener, die der Entsorger Remondis an der Lindauer Autobahn im nördlichen Bereich der Gemeinde Weßling betreibt. Das Projekt gab Awista-Geschäftsführer Peter Wiedemann aber nicht auf der Jubiläumsfeier zum 50-jährigen Bestehen des Awista in der Starnberger Schlossberghalle am Dienstagabend bekannt; vielmehr musste man nach Weßling fahren, um von der Sache zu erfahren. Dem dortigen Gemeinderat lag zur gleichen Zeit ein Antrag vor, in dem der Abfallverband seine Überlegungen offen legt. Das Projekt gehört zum neuen Awista-Konzept: Er will mehr Wettbewerb. Bislang hat die Firma Remondis gegenüber anderen Entsorgern den Vorteil, eine eigene Umladestation anbieten zu können. Entsprechend häufig liegt sie bei Ausschreibungen für die Entsorgung und den Transport des Landkreismülls vorn.

Natürlich waren die Weßlinger Gemeinderäte über den Awista-Antrag nicht begeistert. Immerhin hat die Gemeinde auf ihrer Flur schon eine Müllumladestation Ende der 90er Jahre genehmigt. Warum sollte sie eine zweite wollen?, lautete der Tenor der Diskussionsbeiträge. Allerdings liegt das Areal außerhalb der Gemeinde, und der Müllverkehr wird über Gilching abgewickelt. Direkte, negative Folgen müsste Weßling nicht fürchten. Dennoch hatten vor allem die Grünen mit dem Vorhaben des Awista ihre Probleme. Sie befürchten mehr Verkehr und die weitere Zerstückelung der Landschaft, die schon durch die vielen Kiesgruben in Mitleidenschaft gezogen wird, aber eigentlich ein Landschaftsschutzgebiet ist. "Weßling hat schon seinen Teil geleistet", meinte Gemeinderat Wolfgang Frieß (Grüne). Das sahen nicht alle Mitglieder des Gremiums so. Vizebürgermeister Michael Sturm (Freie Wähler), der diesmal die Sitzung leitete, setzte sich für eine vorläufige Planung ein. Man könne diese doch jederzeit stoppen, wenn man das Projekt nicht wolle, lautete sein Argument. Die Abstimmung endete mit einem Patt. Da der Beschlussvorschlag eine Ablehnung des Projekts beinhaltete, ist bei einem Patt die Vorlage abgelehnt. Der Antrag des Awista war also angenommen, wenn auch unter kuriosen Umständen. Damit kann der Abfallverband weiter planen. Wie Awista-Geschäftsführer Wiedemann auf Anfrage sagte, gebe es aber noch keinen Zeitplan für den Bau der Umlade. Klar ist nur, dass im nächsten Jahr die Müllentsorgung wieder neu ausgeschrieben wird. Möglicherweise werden mehr Unternehmen bei diesem Bieterverfahren mitmachen als in der Vergangenheit. Denn auch den Weßlingern ist klar, dass mehr Wettbewerb im Sinne stabiler Müllgebühren nicht schaden könnte. Er sei dafür, mehr Wettbewerb herzustellen, hatte SPD-Gemeinderat Klaus Ebbinghaus seine Zustimmung zu dem Vorhaben begründet.

Allerdings ist auch der Entsorger Remondis nicht untätig. Das Unternehmer will auf seiner Anlage fast 290 Tonnen Müll zeitweilig lagern; dazu kommen 16 Tonnen "gefährliche Abfälle" sowie 39 Tonnen pro Tag, die behandelt werden sollen. Außerdem sollen volle Plastikflaschen für Limo entleert und danach zerhäckselt werden, wie Vizebürgermeister Sturm erläuterte. Dafür soll eine Perforieranlage installiert werden. Dem Landratsamt liegt ein entsprechender Antrag vor. Ob die Kreisbehörde die Erweiterung der Kapazität genehmigt, steht noch nicht fest.

Der Weßlinger Gemeinderat sieht das Ansinnen des Entsorgers kritisch: Der Gemeinderat lehnte sowohl die Lagerung von gefährlichen Abfällen als auch die knapp 290 Tonnen ab, die ebenfalls zur Müllumladestation gebracht werden sollen. Nach Meinung der Weßlinger darf Remondis nur eine Anlage mit einer Durchsatzkapazität von 39 Tonnen pro Tag installieren. Weßling ist in diesem Verfahren aber nur beteiligt und darf eine Stellungnahme abgeben. Die Entscheidungshoheit hat die Kreisbehörde.

© SZ vom 21.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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