Die meisten Dauercamper haben bis zum Stichtag 31. März den Campingplatz in Seeshaupt verlassen. Das hatte die Gemeinde verlangt, die den bisherigen Vertrag mit der Pächterin nicht verlängerte, um das Areal komplett für weit mehr als eine Million Euro zu sanieren. Die radikale Lösung - verbunden auch mit der Fällung von vielen Bäumen auf dem Gelände - führte zu einem heftigen Streit zwischen langjährigen Campern und der Gemeinde. Die Rathausverwaltung erlaubte aber nun den Betroffenen, an einem Wochenende im April und in der letzten Maiwoche ihre Wohnwagen und Vorzelte abzubauen.
Dennoch ist der Sprecher der Dauercamper, Lars Wippich, verärgert. Denn der Orkan Niklas habe am letzten Tag der eigentlichen Räumungsfrist den weiteren Abbau auf den Parzellen verhindert. Trotzdem habe die Gemeinde den Campern verweigert, "einige Tage dranzuhängen". Das sei "gnadenlos und unmenschlich" gewesen, sagt Wippich, der zwei Tage vor dem Fristablauf einen toten Dauercamper in dessen Wohnwagen aufgefunden hatte. Der alleinstehende, 70 Jahre alte Rentner habe wohl den Druck und Stress, seinen Standplatz auflösen zu müssen, nicht mehr ausgehalten und sei "sicher überfordert" gewesen, glaubt Wippich. Die Polizei bestätigte am Dienstag, dass es einen "natürlichen Todesfall" auf dem Campingplatz gegeben habe.
Dies bedauert natürlich auch Seeshaupts Bürgermeister Michael Bernwieser. Ihn schmerze jedoch der Vorwurf, die Gemeinde sei am Tag des Orkans "ungnädig" mit den gekündigten Dauercampern umgegangen. Das Wetter sei vor dem Sturmtief längere Zeit für den Abbau günstig gewesen - daher könne er nicht verstehen, wenn manche die Räumung "bis auf den allerletzten Tag verschoben" hätten, so der Rathauschef. Der Pachtvertrag mit dem neuen Betreiber wird wohl im Mai unterschrieben. Bernwieser geht davon aus, dass die Bagger im Juli anrollen und der Campingplatz am 1. April 2016 wieder eröffnet wird.