Vorgeprescht:Makler bietet Wohnungen an, die noch gar nicht genehmigt sind

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Die Neubau-Pläne, für die schon an dem Häuschen in der Fischermartlstraße geworben wurde, sind erst mal Makulatur. (Foto: Armin Greune)

Acht Wohnungen soll die ´Residenz Ammersee` in Dießen beherbergen, die der Bauausschuss einhellig ablehnt.

Von Armin Greune

Dießen Da wollen ein eifriger Immobilienmakler und eine Baufirma wohl schon das Fell des Bärens verteilen, bevor er erlegt ist: Auf einem Grundstück in Dießen zwischen Fischermartlstraße und Bahnlinie, das nur mit einem leer stehenden alten Häuschen bebaut ist, sollte ein großes Mehrfamilienhaus entstehen. Mit einer Werbetafel im Ort und im Internet wurden die acht Eigentumswohnungen bereits als "Residenz Ammersee" angeboten, Bauwerber und Herrschinger Maklerfirma spekulierten dabei auf einen Gesamterlös von etwa vier Millionen Euro. Doch der Dießener Bauausschuss machte vorläufig einen Strich durch diese Rechnung und lehnte den Bauantrag eines schwäbischen Unternehmens in der jüngsten Sitzung ab.

Auf dem laut Makler 2180 Quadratmeter großen Areal ist ein 21 mal 14 Meter großes Gebäude mit je zwei Wiederkehren an der Nord- und Südseite, zwei Vollgeschossen und einem Dachgeschoss geplant. In einer Tiefgarage sollen neun Stellplätze entstehen, sechs Parkplätze sind entlang der Straße vorgesehen. Mit einer Grundfläche von 254 Quadratmetern und einer Firsthöhe von 10,57 Metern übersteigen die geplanten Dimensionen deutlich die Ausmaße der umgebenden Häuser - vor allem aus diesen Grund empfahl die Bauverwaltung im Rathaus, das Vorhaben nicht zu genehmigen. Darüber hinaus stehen auf dem Grundstück vor allem zur Bahn hin viele Bäume, die gemäß der Ortsabrundungssatzung "Südliche Fischermartlstraße" erhaltenswert sein könnten. Während der vordere Bereich des Areals frisch gerodet scheint, macht der hintere Teil einen verwahrlosten Eindruck: Zwischen zwei Schuppen wuchert Gestrüpp, vor allem das Indische Springkraut. Auch das kleine Wohnhaus hat schon bessere Zeiten gesehen und steht offenbar schon länger leer.

Unter den Gemeinderäten wurde der Bauantrag als "Frechheit" und mit kopfschüttelndem Lachen kommentiert. Als sich zunächst niemand zu Wort meldete, hakte Michael Hofmann (Bayernpartei) nach: "Muss ich jetzt zur großen Rede ansetzen?" Was allgemein verneint wurde, nur Bürgermeister Herbert Kirsch antwortete ironisch: "Fang scho amoi an, hast auch a Brotzeit dabei?". Ohne weitere Diskussion wurde dem Bauantrag einstimmig das Einvernehmen verweigert.

Dessen ungeachtet sind die ungenehmigten Wohnungen auch am Donnerstag noch auf der Internetpräsenz der Herrschinger Maklerfirma zu finden. Unter der Bezeichnung "Residenz Ammersee am Schilchergraben" werden vier Etagen- beziehungsweise rollstuhlgerechte Terrassenwohnungen angeboten: Für eine 111 Quadratmeter große Dreizimmerwohnung etwa werden - einschließlich zweier Stellplätze - mehr als 700 000 Euro verlangt.

Im Exposé ist von "Seenähe" und "parkähnlicher Anlage" die Rede. Die Tatsache, dass die "parkähnliche, grüne Oase" nach Osten - also zum See hin - von der Bahnlinie begrenzt wird, findet dagegen keine Erwähnung. Der Schilchergraben verläuft 100 Meter weiter nördlich. Als Baubeginn wird "voraussichtlich 2018", für die Fertigstellung "voraussichtlich Anfang 2020" angegeben. Baufirma und Immobilienmakler wollten sich am Donnerstag nicht äußern.

© SZ vom 21.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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