Der Tutzinger Ortsteil Unterzeismering soll im Kern seinen dörflichen Charakter bewahren, aber dennoch Möglichkeiten für Nachverdichtungen und Weiterentwicklungen erhalten. Dieses Ziel formulierte der Bauausschuss am Dienstag für den Bebauungsplan Nr. 88 "Ortsmitte Unterzeismering", der aufgestellt werden soll. Zwei bereits rechtsgültige Bebauungspläne aus den Jahren 2005 und 2007 für kleine Bereiche am nördlichen und östlichen Ortsrand sollen unberührt bleiben. Sie wieder aufzudröseln und dem neuen Bebauungsplan einzuverleiben strapaziere nicht nur die Rathausverwaltung - die hat derzeit 69 Bauleitverfahren parallel zu stemmen. So ein Akt verunsichere auch die Bürger, so die übereinstimmende Meinung der Ausschussmitglieder. Noch sind die ursprünglichen Achsen in Unterzeismering intakt, wie sie auf alten Flurkarten zu erkennen sind. Architekt Martin Büscher hat sich den Ortskern im Auftrag der Gemeinde genau angeschaut: Entlang der Dorfstraße stehen noch eine ganze Reihe Höfe, die sich zur Straße hin öffnen, mit "Ruderalflächen" vor der Tür, unbefestigten Bereichen zum Parken oder Material lagern. Als ortsprägender Abschluss gilt der Dorfplatz mit Maibaum und Kastanie. Büscher plädierte dafür, diese "ländliche Atmosphäre" zu erhalten, die sich von Tutzing absetzt.
Dass dies auch gelingen kann, wenn keine Landwirtschaft mehr betrieben wird, zeigte er mit gelungenen Beispielen von umgebauten Höfen. Als "Weitererzählen eines historischen Bestandes" bezeichnete Büscher etwa Büroräume in einem ehemaligen Kuhstall. Er riet zudem, einen bestimmten Anteil an Gewerbenutzung festzuschreiben, um die Belebtheit am Ort zu erhalten. Einzig Wolfgang Marchner (Bürger für Tutzing) fand, der Ortsteil sei "längst kein Dorf" mehr. Aber auch er sieht in einem Bebauungsplan "das Instrument, um Heimat zu gestalten".