VR-Bank:Rückzug vom Lande

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Ein "Totalräumungsverkauf" sei die Schließung der Unterbrunner VR-Bank-Filiale. Wolfgang Geiger (li.) protestiert, VR-Bank-Chef Josef Pölt hört zu. (Foto: Georgine Treybal)

Die Schließung der VR-Bank-Filiale in Unterbrunn dürfte wohl erst der Anfang sein. Die Banken überlegen, auch weitere unrentable Filialen zu schließen. Derweil wächst die Verärgerung bei vielen Kunden

Von Christian Deussing, Unterbrunn/Starnberg

Die makabre Szene spielte sich mitten im Dorf ab. Mit Kerze und schwarzer Trauerschleife ist Initiator Wolfgang Geiger samt Fackelträgern und 35 Einwohnern zur VR-Bank in Unterbrunn zum "Abschied" der Filiale gekommen, die Ende des Jahres schließen wird. Geiger überreichte Josef Pölt, Vorstandsmitglied der VR-Bank, eine Liste mit 262 Unterzeichnern, darunter etwa 70 Kunden aus Unterbrunn. Sie protestieren gegen die Schließung und wollen weiterhin "direkt vor Ort" am Schalter beraten werden. Ein Jugendlicher hält ein Protestplakat hoch mit der Aufschrift: "Total-Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe - Nullprozent auf alles". Es wird nichts nützen. Das Kreditinstitut wird die unrentable Filiale definitiv dicht machen, weil seit Jahren zu wenig Kunden kommen.

Damit bestätigt sich der Trend im Bankgewerbe - nämlich kaum frequentierte Filialen entweder zu schließen, nur noch als "Geschäftsstelle" halbtags zu öffnen oder lediglich Automaten zur Selbstbedienung stehen zu lassen. Das Netz dünnt also weiter aus. Die Kreissparkasse München-Starnberg-Ebersberg hat dies bereits vorgemacht und im Juli aus Kostengründen und wegen zu schwacher Resonanz ihre Filialen in Weßling, Wörthsee, Stockdorf Söcking und Pöcking in SB-Bereiche umgewandelt. Die Kunden werden seither im Fünfseenland nur noch in sechs Filialen und fünf Geschäftsstellen der Kreissparkasse persönlich bedient, die in hiesiger Region noch etwa 130 Mitarbeiter hat. Gleichwohl hat das Geldinstitut unter anderem in Starnberg, Gauting und Herrsching ihre Öffnungszeiten ausgeweitet.

"Das würden die Kunden grundsätzlich begrüßen, aber vor Ort sehr unterschiedlich ausnutzen", berichtet die Sprecherin der Kreissparkasse, Marion Neupert. Doch insgesamt werde dieses Angebot immer mehr angenommen, was auch für das Internet-Banking gelte. Weitere Änderungen im Filialnetz seien derzeit nicht geplant, betont die Sparkassen-Sprecherin auf SZ-Nachfrage.

Auch wenn nun in der Volks- und Raiffeisenbank in Unterbrunn die Lichter ausgehen, kann das Institut immer noch mit seiner lokalen Präsenz werben und ist hier der Konkurrenz voraus. Allerdings gibt es weitere VR-Filialen, die wegen mangelnder Frequenz längst Wackelkandidaten sind - wie etwa in Perchting. Grundsätzlich sei zu prüfen, ob zum Beispiel drei Niederlassungen in einem Radius von zehn Kilometern betriebswirtschaftlich noch sinnvoll seien, sagt VR-Banksprecher Johann Oberhofer. Er verweist auf den gestiegenen Kostendruck und die "Minus-Zins-Politik", die dem Bankgewerbe zu schaffen mache. Er könne natürlich die Menschen verstehen, die möglichst ganz in der Nähe ihr Bankgeschäft abwickeln oder beraten werden wollen.

Anderseits gebe es einen telefonischen Service, Hausbesuche, komplette Online-Dienste für Buchungen, Kontostand und andere Verfahren, erläutert Oberhofer. Zudem führe die Digitalisierung auch zu einem veränderten Kundenverhalten in der Branche. Zur Zeit gibt es im Fünfseenland noch 23 Standorte mit VR-Bankfilialen und einer zusätzlichen SB-Niederlassung in Starnberg. Aber wie lange noch, wenn der Druck anhält? Das gesamte Filialnetz der VR-Bank Starnberg-Herrsching-Landsberg mit fast 500 Mitarbeitern und 41 Niederlassungen erstreckt sich bis Penzberg. Es muss aber eben gespart werden, zudem erhöhen sich im kommenden Jahr die Kontoführungsgebühren, was Oberhofer bestätigt. Das hatte die Kreissparkasse bereits vor Monaten getan.

Arbeitsplätze seien aber nicht gefährdet, jedoch würden Stellen derzeit nicht wiederbesetzt, sagt der Sprecher der VR-Bank. Er betont hierbei, dass die Angestellte aus Unterbrunn künftig in Gauting auch ihre bisherigen Kunden betreuen werde. Die Mieterin im ersten Stock des Bankgebäudes müsse nicht ausziehen. Nur die Zeit der Filiale ist vorbei -auch des Geldautomat und Kontoauszugsdrucker werden abgebaut. Beide wurden laut Oberhofer kaum genutzt.

© SZ vom 12.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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