Ü30-Partys:"Das belebt doch die Gastronomie"

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Das Tölzer Partyvolk lässt es bei einer Ü30-Party krachen - doch die Feier ist umstritten. Organisator Andreas Hollweck klagt über mangelnde Kooperation.

Klaus Schieder

Für Leute, die 30 Jahre und älter sind, findet am morgigen Samstag s in Bad Tölz erstmals eine Ü30-Party statt. Organisator ist Andreas Hollweck der in Starnberg die Agentur "Afro Ritmica" betreibt. Bei der Feier im Tölzer Kurhaus legen zwei Discjockeys Musik auf, es gibt einen Champagnerempfang, eine Cocktailbar und eine Verlosung. Das Fest ist jedoch umstritten. Kritik an den Plänen des Starnbergers kommt vor allem aus der Tölzer Gastronomie, und auch die Stadt Bad Tölz hält sich in puncto Kooperation zurück. Die SZ sprach mit Veranstalter Hollweck über das Partykonzept.

SZ: Herr Hollweck, warum gehen Sie mit der Ü30-Party nach Bad Tölz?

Andreas Hollweck: Weil es in Bad Tölz eine sehr schöne, historische Location gibt: das Kurhaus. Bad Tölz ist außerdem eine interessante Gegend, die auch von Österreich her angefahren wird. Vom Tegernseer Raum kommen ebenfalls Leute. Es ist eine schöne Gegend. Und es gibt auch dort viele feierwütige Menschen.

SZ: Kurdirektor Klaus Pelikan sieht das Tölzer Kurhaus als Veranstaltungsort für die Party nicht als ideal an. Können Sie das nachvollziehen?

Hollweck: Ich kann das nachvollziehen, weil er mich als Veranstalter nicht kennt und das Veranstaltungskonzept vielleicht nicht so genau verfolgt hat. Er könnte aber jederzeit mit mir sprechen, über die Location und den Ablauf der Veranstaltung.

SZ: Wie sieht dieses Konzept aus?

Hollweck: Das Wichtigste ist, dass es eine echte Ü30-Party ist, also für Leute im Alter über 30 Jahre. Außerdem setzen wir nicht auf Masse, sondern auf Klasse. Wir haben entsprechend gut ausgebildetes Sicherheitspersonal, das weniger auf bereits eingelassene Gäste aufpassen muss, sondern eher schon beim Einlass darauf achtgibt, dass nur gute Leute hereinkommen, die einfach nur Spaß haben wollen - und nicht auf Ärger aus sind. Damit haben wir seit Jahren Erfolg, Zwischenfälle gibt es kaum bis gar keine. Außerdem soll das Sicherheitspersonal das Gebäude schützen, das gilt auch für Winkel, in denen sonst selten jemand zu finden ist. Wir haben im Kurhaus auf jeden Fall eine gute Gastronomie. Wir wollen viele gute Gäste, für die es ein Wert ist, zu einer solchen Veranstaltung zu gehen - deswegen heißt die Party auch "de luxe". Man soll erkennen, dass Klasse gewünscht ist. Das soll jetzt aber nicht hochgestochen klingen - es soll einfach eine Party sein. Aber wie heißt es doch? Das Ambiente sucht sich seine Gäste selbst.

SZ: Wie war die Zusammenarbeit mit der Stadt Bad Tölz?

Hollweck: Ja mei.

SZ: Was meinen Sie mit "Ja mei"?

Hollweck: Ich würde mal sagen: schwierig. Wir durften zum Beispiel nicht an den 20 bis 25 Plätzen der Stadt mit den DIN-A1-Dreiecksständern plakatieren. Die Tourist-Info hat uns dagegen erlaubt, an ihren Plakatstellen zu werben, dort wurde ich sehr nett und entgegenkommend behandelt. Mit den Dreiecksständern wäre alles schon organisiert gewesen, aber die Aussage der Stadt war: Wir wollen keine Ü30-Werbung in der Stadt haben. Da hätte ich mir ein bisschen mehr Entgegenkommen gewünscht.

SZ: Auch Tölzer Gastronomen sehen die Ü30-Party gar nicht gerne.

Hollweck: Was ich sehr schade finde, ist, dass man bei uns immer wieder auf Leute stößt, die alles negativ sehen. Sie sollten sich an den großen Profis orientieren. Zum Beispiel: McDonald's und Burger King haben ihre Filialen oft, etwa am Isartor in München, nebeneinander. Diese Ansiedlung war eine gezielte Absprache, weil sie sich dort gegenseitig befruchten. Eine überregional beworbene Ü30-Party wie die Ü30-Fete de luxe bewegt einen Haufen Leute, die sonst eher daheim bleiben. Sie gehen nicht nur zur Fete, sondern sie gehen vorher vielleicht noch etwas essen oder trinken, sie gehen nachher vielleicht ins Hotel, weil sie nicht mehr nach Hause fahren wollen und so weiter. Das belebt doch die Gastronomie und das Nachtleben der Stadt.

SZ: Aber nehmen Sie der Tölzer Gastronomie an diesem Abend nicht einfach nur Gäste weg?

Hollweck: Ein paar einzelne Gastronomen werden das an diesem Abend vielleicht spüren, zum Beispiel Clubs, in denen auch ältere Partygäste verkehren. Aber die Vorteile für die Gesamtheit sind viel größer als die Nachteile für Einzelne. Acht bis zehn Veranstaltungen im Jahr, also nicht einmal eine pro Monat - das werden sie, glaube ich, packen. Das Konzept in Bad Tölz sieht ja vor, dass wir Leute von weither aktivieren, die sonst gar nicht nach Tölz fahren würden. Oder auch Gäste, die sonst nicht weggehen würden. Anstatt negativ zu reden, ist das doch positiv für die Kneipen in Bad Tölz. Die Gastronomen könnten auch gerne einfach auf mich zugehen, man kann sich eine solche Veranstaltung ja auch zunutze machen. Sie können etwa Flyer für ihre Kneipe bei der Ü30-Party auslegen et cetera. Doch hinter meinem Rücken und dem des Kurhausteams die Presse zu informieren und sich zu beklagen, wie es geschehen ist, das halte ich für sehr fragwürdig - um es diplomatisch auszudrücken. Auch das Kurhaus hat ein Recht darauf, diese wunderschöne Location auf verschiedene Weise zu nutzen.

SZ: Was erwartet die Gäste im Kurhaus?

Hollweck: Es erwartet sie eine besondere, sehr außergewöhnliche Veranstaltung. Es erwartet sie eine Superstimmung mit mehreren erfahrenen Party-DJs und zwei Areas. In Area eins gibt es Ü30-Sound mit Musik hauptsächlich aus den 1980-er und 1990-er Jahren, aber auch mit moderner Musik. In der Area zwei wird zum Beispiel Ibiza-House und Elektro gespielt. Ansonsten haben wir zwei große Außenbereiche für Raucher auf der Terrasse und auf dem Balkon. Das Kurhaus hat schon im Vorfeld eine Anzeige wegen dieser Raucherbereiche angedroht bekommen. Aber, Moment mal, das ist draußen! Es sind Außenbereiche. Außerdem gibt es eine Cocktailbar im Kaminzimmer und eine große Champagner-Lounge im ersten Stock. Zudem wird jeder Gast mit einem Glas Champagner begrüßt, und es warten weitere Eröffnungsspecials.

© SZ vom 29.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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