Tüv-Station:Kostenlos Strom tanken

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Der TÜV in Starnberg unterhält die erste öffentliche Strom-Tankstelle des Landkreises. Festredner sind begeistert, Kritiker aber sagen, das Fünfseenland hat die Elektromobilität verschlafen.

Otto Fritscher

Das Auto trägt das Kennzeichen STA-CR-11. Und Christoph Rösch, der Fahrer, hat an diesem heißen Freitag Schwierigkeiten beim TÜV. Weniger, weil mit seinem beige-grün lackierten Zweisitzer etwas nicht in Ordnung wäre. Im Gegenteil. Das Elektroauto ist top in Schuss, schließlich ist Rösch Geschäftsführer der Webasto-Tochter Genion in Gilching. Und die hat das Auto mit zusätzlichen Solarzellen auf dem Dach konstruiert.

Fährt mit Strom: Landrat Karl Roth in einem Elektroauto. (Foto: STA)

Rösch findet es schwierig, in der neuen Servicestation des Tüv im Starnberger Gewerbegebiet, die erste Strom-Tankstelle im Landkreis Starnberg als einen Durchbruch zu feiern. Prominent besetzt ist die Gästeliste, und die Festredner, sechs an der Zahl, sparen nicht an Worten wie "Durchbruch für die Elektro-Mobilität", oder "Zukunft".

Rösch aber hält dagegen: "Im Landkreis Starnberg hat man die Elektro-Mobilität bisher glatt verschlafen." Dabei gebe es im Fünfseenland "jede Menge Kompetenz" auf diesem Gebiet, die man zum "Hightech-Cluster Elektro-Mobilität" bündeln müsse. Rösch weiß auch schon, wo: "Auf dem Gebiet des Flugplatzes in Oberpfaffenhofen." Dort könne entwickelt, getestet und gebaut werden.

Doch noch haben die Politiker offenbar die Handbremse nicht gelöst. "Wir sind noch ganz, ganz am Anfang", sagt Landrat Karl Roth. Die neue Strom-Zapfsäule von Eon aber könne "ein Fingerzeig" sein. Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger indes ist sich nicht sicher, ob sich Starnberg überhaupt als Modellgemeinde für Elektroautos beworben hat. Das ist jetzt Garmisch. Pfaffinger ist aber überzeugt davon, dass Starnberg mit seiner hügeligen Topographie sehr gut für Elektro-Fahrräder geeignet sei. "Wir werden bald so ein elektrisches Dienstradl kaufen", kündigt er an.

Drei E-Bikes, jeweils 4000 Euro teuer, stehen draußen vor der für eine knappe Million Euro modernisierten Tüv-Station, die jetzt auch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach hat. Für mehr Aufmerksamkeit sorgen die insgesamt neun Elektroautos, die zur Feier des Tages gekommen sind - wahrscheinlich die größteParade an Elektromobilen, die das Fünfseenland jemals gesehen hat. Darunter sind vier elektrifizierte Minis und zwei je 100.000 Euro teure Tesla-Roadster.

Einen Impuls hat die Strom-Tankstelle, an der jeder kostenlos zapfen darf, auf jeden Fall schon zu erzeugt: "Nächstes Jahr nehme ich Elektro-Fahrräder in mein Programm auf", sagt Wolf Schuldes, der gleich nebenan einen Spezialladen für Fahrrad-Anhänger betreibt.

© SZ vom 10.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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