Tourismusprogramm:Übers Ziel hinaus geschossen

Es ist nicht Aufgabe des Verbands, Kinder zu unterhalten

Von Otto Fritscher

Es ist ja schön, dass die Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusförderung im Landkreis Starnberg (gwt) eine neue Zielgruppe für sich entdeckt hat: die Einheimischen, denen bewusst gemacht werden soll, in welch schöner Gegend sie doch leben. Die Urlauber und Ausflügler wissen ja eh, wie schön es im Fünfseenland ist, sonst würden sie gar nicht kommen. Also ran an die "Fünfseenländer", wie sich die Einwohner des Landkreises angeblich selbst gerne nennen. Wir kennen keinen, aber vielleicht sind die Bürger hierzulande einfach nicht "wert-schätzend" genug, um es mit den "Kernwerten" der "Marke Starnberger Ammersee" zu beschreiben, wie die gwt es tut.

Nun ja. Im Kern ist es sicher eine gute Idee, nicht nur auf der ITB in Berlin oder sonstwo Reklame für das Fünfseenland zu machen, sondern auch die Einheimischen "mitzunehmen", wie es die Tourismusfachleute sagen. Sich dabei auf einige Spezifika zu konzentrieren, die für das Fünfseenland stehen wie das Wasser oder König Ludwig II. und Sisi, das ist sicher auch ein guter Ansatz.

Doch ob es ausgerechnet die Kinder-Veranstaltung Mikroskopieren an der Würm, eine Kräuterwanderung wie jüngst um den Maisinger See oder gar Baumklettern beim Bund Naturschutz in Wartaweil sein muss, was sich die kreativen Köpfen der gwt ausdenken? Das klingt schon sehr nach Pillepalle und wäre besser im Ferienprogramm aufgehoben. Die gwt will ähnliche Veranstaltungen künftig jeden Monat machen. Es stellt sich die Frage, ob das wirklich zu den Aufgaben der neuen Gesellschaft gehört, Kinder zu bespaßen und Spaziergänge zu organisieren.

© SZ vom 05.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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