SZ-Serie: Wir öffnen Türen:Im Reich des Weines

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Seit gut sieben Jahren verfügt Sommelier Thorsten Brück über einen eigenen Weinkeller im Hotel La Villa. Dort lagert er Raritäten und leitet Verkostungen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Thorsten Brück hütet die edlen Tropfen im Hotel La Villa

Von Astrid Becker, Niederpöcking

Das Schild, das hier hängt, sagt alles: "Weine und Freunde - je älter, desto besser" steht darauf geschrieben. Für Thorsten Brück muss dies wie ein Mantra sein. Der 40-Jährige ist nicht nur Restaurantleiter im Hotel La Villa, sondern auch der Hüter der dortigen Weinflaschen. Sein Reich, der Weinkeller, liegt gegenüber des Haupthauses im Untergeschoss. Über eine Treppe gelangt man in das liebevoll restaurierte Gewölbe.

Viele Jahre war es als Lagerraum genutzt worden und fast schon in Vergessenheit geraten. Als das Hotel vor mehr als sechs Jahren eine Tiefgarage baute, wurde das Gewölbe wiederentdeckt. Mehrere Zentimeter dick war der Putz, der auf die bayerischen Ziegel über die Jahrzehnte aufgetragen worden war. In mühevoller Handarbeit wurde er abgetragen. Sukzessive verwandelten sich die relativ kleinen Räume im Untergeschoss des etwa 160 Jahre alten Gebäudes in Brücks Refugium.

"Wein ist schon immer meine Leidenschaft", erzählt der Mann, der bereits seit 18 Jahren im privat geführten La Villa arbeitet - eine ungewöhnlich lange Zeit in der Gastronomie. "Bei uns ist eben manches anders", sagt Brück. Da ist zum Beispiel die Ausbildung zum IHK-geprüften Sommelier, die er während der Umbauphase des Hotels absolvierte. So eine Ausbildung ist relativ teuer, doch sein Arbeitgeber unterstützte Brück maßgeblich dabei - und schuf quasi für ihn dann auch den Weinkeller.

Heute wird dieser für Verkostungen genutzt - im privaten Rahmen oder bei den vielen Tagungen oder Banketts, auf die sich das Hotel spezialisiert hat und dafür auch schon mehrmals als eines der führenden Häuser des Landes ausgezeichnet worden ist. Privat, gemeint sind damit recht häufig Paare, die im Weinkeller auf besondere Weise ihren Hochzeitstag feiern - zum Beispiel mit einem Candle-Light-Dinner mit passender Weinbegleitung. Geschäftlich - das sind beispielsweise Workshops, mit denen Firmen Mitarbeiter oder Kunden verwöhnen.

Aufgabe von Brück ist es dabei, zu erklären, was sie im Glas haben. Denn Erklärungsbedarf gibt es beim Thema Wein genug. Wenn Winzer oder Sommeliers etwa von Geruch, Geschmack und Farbgebung auf die Qualität des jeweiligen Tropfens schließen, gerät so manch' ein Laie ins Grübeln. Genau zu spüren, was er da einem Gast zumuten kann - auch das gehört zu Brücks Job. Zum Beispiel, ob der Mensch, den er vor sich hat, lieber einfachere, gefälligere Weine schätzt oder ob er sich auf komplexere Raritäten einlassen kann. Stammgästen zum Beispiel setzt Brück schon mal einen Wein vor, der nicht auf der Karte steht. Solche Weine stammen dann meist aus dem Weinkeller. Etwa 200 Flaschen aus verschiedenen Anbaugebieten lagert Brück dort. Gereifte Weine mit vielschichtigen Aromen. Tropfen, die er selbst liebt. "Eben meine Freunde", sagt er, "je älter, desto besser."

© SZ vom 05.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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