Summerpark:Utting stimmt über Betonkunst ab

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Erst macht der Künstler Ärger, dann seine Kunst. Nun sollen die Uttinger Bürger selbst über den Verbleib der bunten Plastiken im Summerpark entscheiden.

Armin Greune

Eigentlich sind "Ei", "Herz" und "Labyrinth" 1996 nur für eine zweijährige Ausstellung in den Uttinger Summerpark gesetzt worden. Der damals im Ort noch angesehene Künstler Bernd Dudek hatte die drei bunten Betonskulpturen in seiner Werkstatt im vormaligen Dyckerhoff-Firmengelände gefertigt. In der Folgezeit legte sich Dudek jedoch mit Kommune und Vermietern an, bis er 2001 zwangsgeräumt wurde und meist unauffindbar blieb. Jahrelang scheiterten die juristischen Bemühungen der Gemeinde mit dem Ziel einer Beseitigung der Skulpturen. Erst 2008 erhielt Utting die Eigentumsrechte. Seitdem entschied der Gemeinderat zweimal mehrheitlich, das Trio zu schleifen.

Streitbarer Künstler, umstrittene Kunst: Eine Dudek-Skulptur am Uttinger Ufer des Ammersees im Summerpark. (Foto: Region.STA)

Doch das öffentliche Ansehen der Kunstwerke scheint inzwischen beträchtlich gestiegen zu sein: Nach dem zweiten Beseitigungsbeschluss im Januar 2010 formierte sich mit Unterstützung der CSU eine Bürgerinitiative. Joachim Pahlke und seine Mitstreiter sammelten 400 Unterschriften für den Erhalt der Betonkörper und erreichten so einen Bürgerentscheid über das weitere Schicksal von Herz und Konsorten am 4. Juli. Ihre Befürworter führen die Abrisskosten von 13500 Euro und die "weltweit einmalige Farbgestaltung" ins Feld: Dudek habe "am Material nicht gespart, weil es den Künstler nichts kostete". Vor allem aber seien die Skulpturen den Uttingern ans Herz gewachsen, meinen die Initiatoren.

Zwar wird der Bürgerentscheid als objektiver Maßstab der öffentlichen Wertschätzung der umstrittenene Kunstwerke von allen Seiten begrüßt. Doch regten sich auch bald Stimmen für einen Abriss. Den Gegner der Objekte geht es dabei weniger um künstlerische Qualität oder persönlichen Geschmack - sie wollen an den ursprünglichen Gedanken erinnern, den Summerpark als Ort für wechselnde Ausstellungen zur Verfügung zu stellen.

Aus diesem Grund organisiert auch der Uttinger Musiker und Kulturkneipenwirt Martin Gruber am Tag vor dem Bürgerentscheid ein kleines Kulturfestival im Park unter dem Motto "Die Mauer muss weg". Der Gemeinderat genehmigte gegen die CSU-Stimmen die Veranstaltung. In der jüngsten Sitzung wurde auch der nachträglich von Gruber beantragte Ausschank von Bier und alkoholfreien Getränken gestattet. Als Auflage wird allerdings ein Toilettenwagen gefordert: In der kontroversen Debatte appellierte Gastwirt und Hotelier Klaus Richter (CSU) an Gruber, dieses Problem nicht auf die Kollegen abzuwälzen.

© SZ vom 23.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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