Sternschnuppenstrom im August:Die Nächte der Laurentius-Tränen

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Der Gründer der Berger Sternwarte, Professor Christian Jutz, erzählt, was am Sternschnuppenstrom so besonders ist

interview Von Astrid Becker, Berg

Wer einmal das Vergnügen hatte, mit Christian Jutz über Astronomie zu sprechen, weiß eines genau: Der 90-Jährige ist ein Experte. 1992 hat er, bereits als emeritierter Chemie-Professor der Technischen Universität München, die Volkssternwarte Berg gegründet. Dort widmet man sich in der Nacht von 12. auf 13. August einem jährlich wiederkehrenden Phänomen am Himmel: dem Sternschnuppenstrom der Perseiden. Die SZ sprach mit Jutz über diese spektakuläre Leuchterscheinung.

SZ: Wie viele Sternschnuppen haben Sie denn schon in Ihrem Leben gesehen?

Christian Jutz: Ich könnte nun übertreiben und sagen, dass es Tausende gewesen sind. Aber ich denke, realistischer sind Hunderte. Natürlich ist es lustig, sich dann etwas zu wünschen, so wie es Brauch ist. Aber die Wünsche werden trotzdem das bleiben, was sie sind: Wünsche.

Sie hatten ja selbst auch einmal einen Wunsch, die Sternenwelt den Menschen mit einer Sternwarte näher zu bringen.

Unzählige Wünsche werden in in diesen Nächten wieder in den Himmel geschickt, immer dann, wenn sich die Perseiden zeigen. (Foto: dpa)

Ja, das stimmt. Und diese Hoffnung, dass sich möglichst viele Menschen dafür interessieren - vor allem Jugendliche - hat sich auch erfüllt. Viele kommen heute zur Volkssternwarte, ganze Klassen, um hier zu etwas über Astronomie und Sterne zu erfahren. Ich habe ja mit Stefan Schmid einen sehr guten Nachfolger dort, der sich bestens auskennt. Er wird Mittwochnacht bestimmt viele Fragen zu den Perseiden beantworten können.

Apropos Perseiden: Was macht sie denn so besonders?

Wahrscheinlich sind sie so etwas Besonderes, weil sie den Menschen so vertraut sind. Sie sind ja bereits seit Jahrhunderten bekannt. Deshalb gibt es ja so viele Sprüchlein über sie, wie zum Beispiel die Bauernregel: "Sankt Lorenz kommt in finstrer Nacht / ganz sicher mit Sternschnuppenpracht". Entstanden, weil es eben bekannt ist, dass die Perseiden um Laurentius herum, also um den 10. August, so gut zu sehen sind. Man spricht ja auch oft von den Laurentius-Tränen, wenn die Perseiden gemeint sind.

Werden Sie heuer wieder auf die Perseiden warten?

Natürlich. Allerdings ist es mir zu anstrengend, dafür in die Sternwarte zu gehen. Ich werde mir einen Liegestuhl aufstellen, mich da hineinlegen und in den Himmel schauen. Zumindest, wenn es klar genug dafür ist, was ich hoffe. Aber eines muss man schon wissen: Die Perseiden sind ja nicht nur in der Nacht vom 12. auf 13. August zu sehen, sondern auch in den Nächten davor und danach. In dieser Nacht ist nur das Maximum des alljährlichen Sternschnuppenstroms zu beobachten.

Das heißt: Sie schauen nach wie vor auch jenseits dieser Nacht in der Himmel?

Wissen Sie, ich war immer schon von Sternen fasziniert und als ich dann in Ruhestand ging, konnte ich mich dieser Leidenschaft verstärkt widmen. Und ich hatte die Möglichkeit, mir auch ein besseres Fernrohr zu leisten - woraus dann die Volkssternwarte in Berg entstand. Heute schaue ich vor allem in lauen Sommernächten gern Sterne und begrüße sie als "meine alten Freunde."

Haben Sie denn Lieblings-Sternbilder?

Oh ja. Für mich sind zwei Sternbilder die allerschönsten: der Skorpion und der Orion. Im Juni ist der Skorpion bei uns ganz gut zu sehen, wenn man aber seine ganze Pracht erleben will, muss man in Richtung Süden reisen. Nach Teneriffa zum Beispiel.

Da ist es mit den Perseiden schon einfacher. Sie kann man hier bewundern.

Das stimmt. Aber sie sind nicht der einzige Sternschnuppenstrom, es gibt ja auch noch die Quadrantiden oder die verschiedenen Centauriden. Früher hat man sie ja für abstürzende Sterne gehalten, heute weiß man dass sie von Kometen stammen und scheinbar von einem Punkt ausgehen, dem sogenannten Radianten. Bei den Perseiden ist das Perseus, daher stammt auch ihr Name.

© SZ vom 12.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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