Starnberg:Wertvoller Abfall

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Vieles, was im Landkreis Starnberg in den Mülltonnen landet, könnte noch recycelt werden. Darum macht sich der Abfallwirtschaftsverband Gedanken über neue Angebote.

Christine Setzwein

Der Abfallwirtschaftsverband hat genau untersucht, was in den Mülltonnen landet. Foto: Jørgensen (Foto: DAH)

- Es geht um nichts weniger als die Zukunft. Wie positioniert sich der Starnberger Abfallwirtschaftsverband (Awista), damit die Gebühren möglichst lange stabil bleiben, Investitionen trotzdem möglich sind und gleichzeitig der Service verbessert werden kann? Eine Antwort auf diese Frage ist nicht einfach und auch nicht schnell zu finden. Und so tasten sich die Verbandsräte von Sitzung zu Sitzung an ein modernes Abfallwirtschaftskonzept heran. Jüngstes Puzzleteil ist eine Sortieranalyse des Restmülls, deren Ergebnis in der Versammlung am Donnerstag vorgestellt wurde.

Besonders angenehm war die Arbeit nicht, die das fünfköpfige Team des Bifa Umwelt-Instituts im Wertstoffhof Andechs zu tun hatten. Sie mussten an drei Tagen den Restmüll aus Feldafing, Seefeld, Inning, Herrsching, Tutzing und Gilching sortieren, insgesamt acht Kubikmeter. Warum diese Untersuchung in Auftrag gegeben worden war, ist klar: Je mehr Abfall recycelt werden kann, desto weniger zahlt er für die Verbrennung und desto mehr nimmt er ein. Aber immer noch landen zu viele verwertbare Materialien in der Mülltonne. Geschäftsführer Peter Wiedemann zählte auf: "Bekleidung, Papier, Glas, Kunststoffe, Metallteile, Holz, Biomasse." Knapp 50 Kilogramm davon finden sich in den 108 Kilo Restmüll, die jeder Landkreisbürger pro Jahr in die Schwarze Tonne wirft. Davon könnten immerhin 7,5 Kilogramm effektiv recycelt werden. Mit 35 Kilogramm sind die Organischen Abfälle die größte Fraktion. Am meisten überrascht waren die Verbandsräte aber über den signifikanten Anstieg von Hygieneprodukten im Restmüll: 2004, bei der letzten Sortieranalyse, waren es nicht einmal 8 Kilo, jetzt sind es schon 23. Auch wenn es der Herrschinger Bürgermeister Christian Schiller "gar nicht so genau wissen" wollte, was genau Hygieneprodukte sind - es sind vor allem Windeln. Dabei stammt der größte Teil nicht etwa von Babys, wie der Verbandsvorsitzende Peter Flach erläuterte, sondern von Erwachsenen.

Was hat dies alles mit der Fortschreibung des Abfallwirtschaftskonzept zu tun? Zum einen ist das ein Hinweis darauf, dass die Bürger im Fünfseenland immer älter werden. Und darauf muss auch ein Awista reagieren, wie die Herrschinger Kreisrätin Christine Hollacher meinte. Sie plädierte deshalb für ein verstärktes Hol-System: "Die ältere Bevölkerung kann ihren Müll nicht mehr zum Wertstoffhof bringen." Und die samstäglichen Staus vor den Abgabestellen seien nicht unbedingt ein Beitrag zum Umweltschutz. Windeln eigneten sich aber auch "erstaunlich gut" für die Vergärung, sagte Grünen-Kreisrat Gert Mulert, ein Grund mehr für ihn, eine Biogasanlage in Eching zu bauen.

Die Einführung einer Wertstofftonne, den Ausbau einzelner Wertstoffhöfe zu Wertstoffzentren, ein engeres Netz von Wertstoffinseln, einzeln realisiert oder alles auf einmal - es gibt viele Überlegungen, wie ein zukunftsfähiges Abfallwirtschaftskonzept im Landkreis Starnberg ausschauen könnte. Denkbar wären ganz spezifische Angebote für die Awista-Kunden. Oder ein besserer Service, den viele Bürgermeister immer dann anmahnen, wenn sich Bürger bei ihnen beschwert haben. Zum Beispiel darüber, das sie ihre Tonnen über weite Strecken zu den Abholplätzen schleppen müssen, weil die Straßen für die großen Mülllaster zu eng sind. All diese Überlegungen dulden jedenfalls keinen Aufschub mehr, hieß es am Donnerstag in der öffentlichen Sitzung, bevor hinter verschlossenen Türen weiter diskutiert wurde.

© SZ vom 26.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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