Starnberg:Verflixte Fusion

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Feuerwehren aus Weßling und Oberpfaffenhofen können sich nicht über die Anschaffung von Atemschutzgeräten einigen.

Wolfgang Prochaska

Bürgermeister Michael Muther (Freie Wähler) ist wieder einmal in einer Gemeinderatssitzung das Lachen vergangen. Diesmal ging es nicht um die Sanierung der Weßlinger Schulgebäude, es war das andere brisante Thema: der Bau eines gemeinsamen Gebäudes für die Feuerwehren aus Oberpfaffenhofen und Weßling. Wer die Animositäten zwischen den beiden Ortsteilen kennt, der weiß, dass es sich um eine Herkules-Aufgabe handelt. Nicht zu vergessen, dass der Zusammenzug zweier Feuerwehren unter ein gemeinsames Dach - man könnte von einer Fusion sprechen - ein einmaliger Fall in der Region südlich von München ist. Muther ist also nicht zu beneiden. Bislang hat er sich aber gut gehalten, weil er zusammen mit dem Feuerwehrreferenten der Gemeinde, Michael Sturm, in langen Gesprächen die Feuerwehren von der Notwendigkeit eines Zusammenzugs überzeugen konnte. Seit gut drei Jahren wird geredet und geplant - nach dem Geschmack einiger Gemeinderäte zu üppig geplant. Die Grundfläche der neuen Feuerwehrhauses hat sich inzwischen auf 1600 Quadratmeter erhöht und damit verdoppelt.

Welches Atemschutzgerät ist das richtige? Darüber streiten sich die Feuerwehren in Weßling. Eine Einigung ist nicht in Sicht. Foto: Fuchs (Foto: STA)

Am Dienstagabend ging es für Außenstehende eher um eine Kleinigkeit, um die Entscheidung, von welcher Firma die Atemschutzgeräte bezogen werden sollen. Zwischen 7500 und 9000 Euro würde der Kauf kosten, hatte Sturm ausgerechnet. Danach wurde es kompliziert. Denn die beiden Feuerwehren haben Atemschutzgeräte der jeweils anderen Firma. In den Vorgesprächen konnten sich die Kommandanten und Aktiven nicht auf eine gemeinsame Marke einigen. Keiner wollte seine Technik hergeben. Die Entscheidung sollte nun der Gemeinderat fällen. Erschwerend kam noch hinzu, dass just die Gerätefirma der Oberpfaffenhofener Feuerwehr keine sogenannte Gefährdungsbeurteilung für Atemschutzanlagen beibringen konnte. Ein wichtiges, versicherungstechnisches Papier, sollte ein Feuerwehrler einen Unfall haben. Die Beschlussvorlage der Verwaltung war also klar: Es sollten nur die Atemschutzgeräte jener Firma gekauft werden, die dieses Papier vorlegen kann. Die Weßlinger Feuerwehr agiert mit solchen Gerätschaften. Muther plädierte ebenso für diesen Vorschlag, da er befürchtete, bei einem Feuerwehr-Unfall rechtlich belangt zu werden.

Dies alles wäre eigentlich eine Sache unter Experten gewesen. Im Gemeinderat zeigten sich aber noch andere Fronten: Gemeinderätin Traudl Förster (Grüne) machte sich für die Geräte der Oberpfaffenhofener stark, während auf der anderen Seite Muther und Lorenz Schmidt (CSU) für die Weßlinger in den Ring stiegen. Es wurde wieder einmal ziemlich laut und Muthers Kopf ziemlich rot. Nicht aber der Bürgermeister haute auf den Tisch, sondern Peter Weiß (Freie Wähler), der sich weigerte, über diesen Punkt abzustimmen. "Die Feuerwehren als Experten können sich nicht einigen und jetzt sollen wir entscheiden. Ich habe nicht das Wissen."

Er schlug vor, dass sich die beiden Komandanten noch einmal zusammensetzen sollten. Klaus Ebbinghaus (SPD) hatte zuvor schon den Antrag gestellt, die Sache zu vertagen. "Wie wir auch jetzt entscheiden, es wird einen Verlierer geben." Ebbinghaus wollte dies vermeiden. Auch Otto Heintz (CSU) hatte keine Lust, den Buhmann zu spielen. "Die sollen sich einigen. Vorher machen wir nichts."

So ging es eine gute Stunde hin und her, Bürgermeister Muther sah sich mit einem Fuß schon im Gefängnis und beschwor seine Leute, doch über den Vorschlag abzustimmen, damit er versicherungsrechtlich aus dem Schneider sei - es nutzte nichts. Der Antrag auf Vertagung von Ebbinghaus fand eine deutliche Mehrheit. Missmutig und kopfschüttelnd zogen die Feuerwehrler, die zur Sitzung gekommen waren, wieder ab und Muther verstand die Welt nicht mehr.

© SZ vom 24.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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