Starnberg:Schadensfall Kirchplatz

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Die Stadt Starnberg hat wegen der Baumängel ein Schiedsgutachten in Auftrag gegeben. Es soll klären, wer verantwortlich ist. Bislang schieben sich Kommune, Planer und Baufirmen die Schuld gegenseitig zu.

Sabine Bader

Die Stadt hat ein sogenanntes Schiedsgutachten in Auftrag gegeben, das klären soll, wer für die Mängel am neugestalteten Starnberger Kirchplatz verantwortlich ist. Das hat Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger am Donnerstagabend in der Feriensitzung des Stadtrats bekannt gegeben. Bislang schieben sich Stadt, Planer und Baufirmen die Schuld für Wasserschäden, defekte Brunnen und andere Probleme gegenseitig zu. So lange die Schuldfrage nicht geklärt ist, können die Baumängel nicht beseitigt werden, "da die Stadt sonst Gefahr läuft, Ansprüche zu verlieren", stellte Sprecher Karl-Heinz Springer im Gespräch mit der SZ klar.

Eigentlich dienen Plastikgebilde wie dieses dazu, Kabel sicher über Straßen zu legen. Auf dem Starnberger Kirchplatz allerdings fungiert es als Damm, um die Geschäfte vor eindringendem Wasser zu schützen. Foto:Fuchs (Foto: Sta Franz Xaver Fuchs)

Und so wird sich der schwarz-gelbe Plastikdamm wohl noch eine Weile in Richtung Platzmitte ziehen, um die Ladeninhaber auf der Nordseite zwischen Bücherjolle und dem Café im Sparkassenbau vor eindringendem Wasser zu schützen. Den Damm hatten Arbeiter der Stadt kürzlich als Sofortmaßnahme gezogen, nachdem Regenwasser in drei Läden gelaufen war und dort offenbar Schäden verursacht hat. Dass dies passieren konnte, hat offenbar mehrere Gründe. Zum einen haben besagte Läden keine oder nur sehr niedrige Schwellen. "Wenn das Wasser da ankommt, läuft es ungehindert rein", erläuterte Springer. Das war auf dem alten Kirchplatz nicht der Fall, weil dort die Niederschläge offenbar schneller versickern konnten und das Gefälle weniger stark war. Zum anderen ist die Rinne, die den von der Hauptstraße herunter kommenden Regen auffangen soll, nach Ansicht der Stadtverwaltung schlichtweg unterdimensioniert. Sie ist sehr schmal und deckt auch nicht die gesamte Breite der Schräge ab. Und so passiert, was passieren muss: "Das Wasser schießt einfach über die Rinne weg", berichtete Springer. Bei normalen Regenfällen ist das nicht schlimm, bei einem Wolkenbruch hingegen schon. Einen "ziemlichen Skandal" nennt Grünen-Stadtrat Franz Sengl die ganze Angelegenheit.

Gegenstand des Gutachtens werden auch etliche defekte Platten sowie die beiden schadhaften Brunnen sein. Der Brunnen an der Bastion war noch nicht richtig in Betrieb, da man feststellen musste, dass das Wasser nicht, wie bei einem Vorhang über die Bastion hinunter und in die dafür vorgesehene Rinne fällt, sondern an der Betonwand hinabrinnt und in Pfützen auf dem Kirchplatz landet. Beim zweiten Brunnen lief es nicht viel besser. Er sollte eigentlich Wellen machen und Fontänen. Was er aber auch nicht tut - zumindest nicht in dem Maße, wie das der Brunnenbauer der Stadt zugesagt hat, betonte Springer. Hier heißt es also schwer nachbessern.

Doch erst wenn klar ist, wer letztlich für die Schäden aufkommen muss, kann die Mängelliste abgearbeitet werden. Einen genauen Zeitplan dafür gibt es nicht. Ungewöhnlich sind Streitigkeiten dieser Art laut Springer allerdings bei größeren Bauvorhaben nicht. "Das kommt schon häufiger vor", weiß er aus Erfahrung. Im Fall Kirchplatz müsse man auch den Zeitdruck, unter dem hier gearbeitet wurde, berücksichtigen.

Bis die gröbsten Bauschäden behoben sind, werden die Ladeninhaber wohl auch noch zu den Sandsäcken greifen, die die Stadt für sie bereitgelegt hat. Das dient zwar nicht gerade der Verschönerung. Aber sicher ist sicher.

© SZ vom 01.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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