Pannendampfer:Katamaran bekommt ein neues Steuersystem

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Auch in der Lux-Werft in Niederkassel, wo das Schiff gebaut wurde, kann man sich die häufigen Pannen nicht erklären

Von Christian Deussing, Starnberg/Niederkassel

Die Probleme mit der elektronischen Steuerung des Katamarans MS Starnberg bleiben rätselhaft. Mit Anlege- und Lenkmanövern sowie simulierten Ausfällen von Systemen haben zwar ein erfahrener Kapitän sowie Betriebsleiter Ralph Schlemmert und ein Monteur der Herstellerfirma Schottel am Mittwoch fast zwei Stunden auf dem Starnberger See fieberhaft versucht, den Fehler in der Steuerung des 430 Tonnen schweren Dampfers zu finden. Doch es war kein technischer Defekt zu entdecken.

"Alles verlief einwandfrei", sagte Schlemmert nach der Testfahrt der SZ. Er hofft daher, dass die MS Starnberg spätestens am Samstag zur ausverkauften "Ü 30"-Tanzfahrt wieder auslaufen kann. Ansonsten müsse man den 400 Gästen ihre 25 Euro-Tickets leider zurückzahlen.

Doch so weit kommt es wohl nicht, denn am Donnerstag soll ein Antriebstechniker die Notsteuerung umprogrammieren. Wenn dies klappe, könne die MS Starnberg auch am Freitag schon fahrplanmäßig wieder auf ihrer Linie unterwegs sein, sagte Michael Grießer, Geschäftsführer der Bayerischen Seenschifffahrt. Er war wegen der noch ungelösten Steuerprobleme des Katamarans am Mittwochmorgen an den Rhein geflogen, um auf der Lux-Werft in Niederkassel die gravierenden Schwierigkeiten in den Griff zu bekommen. Auf der Werft war das 56 Meter lange Salonschiff vor elf Jahren gebaut worden.

Deren Geschäftsführer Elmar Miebach findet die Pannen in der Steuerung "erstaunlich, unerklärlich und sehr ärgerlich". Es fehle immer ein Puzzlestück, um den elektronischen Fehler zu finden, sagte er auf Anfrage. Der Werft-Geschäftsführer, der Seenschifffahrts-Chef und Schottel-Gruppenleiter Jörg Majewski beschlossen deshalb, die Backbord- und Steuerbordmodule kurzfristig zu ersetzen und somit auf den neuesten Stand zu bringen. Mit diesem System, ohne elektronische Steckkarten, hat die drei Jahre alte MS Seehaupt bislang keine Probleme. Zudem könne bei der neuen Technik der Kapitän rechtzeitig erkennen, wie ein Fehler entstehe, erläuterte Miebach die Entscheidung. Die Umrüstung soll drei Tage dauern und in der nächsten Woche erfolgen.

Es gelte jedenfalls, "ein für allemal die Unwägbarkeiten" bei der MS Starnberg abzustellen, betonte Grießer nach dem Krisentreffen in Niederkassel am Rhein. Die Sicherheit für die Passagiere müsse gewährleistet sein und der Kapitän "mit gutem Gefühl wieder die Stege anfahren können", sagt Grießer. Derzeit sei auch zu empfehlen, seitlich am Stegpoller vorbei zu fahren, um dann "rückwärts einzuparken".

Kein Chance hatte im Juni der 53-jährige Kapitän der MS Starnberg, als plötzlich die Backbord-Steuerung vor der Ambacher Anlegestelle versagte. Der Dampfer rammte hierbei zwei Poller, die Fahrgäste kamen aber mit dem Schrecken davon. Das Ausflugsschiff setzte seinerzeit beschädigt seine Fahrt fort. An diesen Vorfall dürfte auch der 44 Jahre alte Kapitän gedacht haben, der am vorigen Freitag kurz vor Seeshaupt mit erheblichen Steuerungsproblemen zu kämpfen hatte. Er wagte nicht, den Katamaran dort anzulegen und fuhr mit seinen 220 Passagieren lieber direkt zurück nach Starnberg. Es war sicherer so.

© SZ vom 20.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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