Starnberg:Mit kleinen Tricks durch die Fastenzeit

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Mit einer Ausstellung unter dem Titel "Passion und Auferstehung" startet das Kupfermuseum in Vorderfischen in die neue Saison.

Von Armin Greune

Ein großes Eichenkreuz gehört zu den spektakulären Exponaten, die Siegfried Kuhnke in seinem Kupfermuseum in Fischen zeigt. Foto: Fuchs (Foto: STA Franz X. Fuchs)

Ein gewaltiges Holzkreuz weist dem Besucher den Weg: In der Abteilung dahinter finden sich sakrale Kunstgegenstände, aber auch ganz pragmatische Hilfsmittel, um die Fastenzeit zu überstehen. "Passion und Auferstehung" heißt die neue Sonderausstellung, mit der das Kupfermuseum Kuhnke in die neue Saison startet. Bis zum 26. April sind in Vorderfischen Exponate aus Kupfer und Bronze aus dem 15. bis 18. Jahrhundert zu sehen, außerdem Kunstwerke aus Zinnguss und Elfenbein.

Oder eben das schlichte Kruzifix. Wie zu fast allen Ausstellungstücken kann Museumsstifter Siegfried Kuhnke dazu eine interessante Geschichte beisteuern: Das Kreuz aus massiver Eiche schleppten im 17. Jahrhundert Pilger in der Karwoche vom Ammersee auf den Heiligen Berg. Es ist so schwer, dass die Gläubigen reihenweise darunter zusammenbrachen, bis der Abt des Andechser Klosters schließlich ein Verbot aussprach, das Folterinstrument weiter bei Wallfahrten einzusetzen. Kuhnke fiel das Kreuz auf dem Pähler Friedhof ins Auge, wo es eigentlich entsorgt werden sollte. Noch ein weiteres Kunstwerk, das der Sammler in seiner Heimatgemeinde aufspürte, schmückt die Sonderausstellung: eine Kopie der Kreuzigung Christi aus dem berühmten "Pähler Altar". Das Original des Triptychons eines unbekannten Künstlers aus der Zeit um 1400 findet sich im Bayrischen Nationalmuseum. In Fischen wird eine gemalte Reproduktion von hoher künstlerischer Qualität gezeigt: Kuhnke hat sie von den Klosterschwestern erworben, die bis vor 15 Jahren das Gut Kerschlach bewirtschafteten.

Unter den nun erstmals präsentierten Exponaten fällt ein großer Corpus von Giovanni Bologna aus vergoldeter Bronze ins Auge. Doch das beste Stück der Ausstellung sei ein bronzenes Andachtsbild des Heiligen-Grab-Christus aus dem 16. Jahrhundert, sagt Kuhnke. Die Figur diente wohl als Modell und wurde vom Bildhauer Jan Gregor van der Schardt in der Gießhütte Labenwolf in Nürnberg geschaffen: "Eine Super-Rarität", schwärmt Kuhnke. Obwohl der Stifter selbst mehr als 1000 Kupferobjekte besitzt, hat er für die Sonderausstellung zur Passionszeit ausnahmsweise auch auf Leihgaben zurückgegriffen.

Kruzifixe, Prozessionskreuze, Kelche, Reliefs sowie Gemälde, Grafiken und Skulpturen geben den religiösen Charakter des Themas wieder. In Fischen sind auch handfeste Aspekte der Fastenzeit vertreten: In zwei Vitrinen finden sich Kupferformen von Fischen, Krebsen und Schildkröten für Fastenspeisen. "Die Schwaben nennen so etwas Herrgottbescheißerle", erklärt Kuhnkes Frau Evelyn, denn natürlich ließ sich in diesen Formen auch eigentlich verbotene Fleischpasteten verstecken und servieren. Während in der sakralen Abteilung "Agnus dei", ein großes Kupferlamm aus dem 18. Jahrhundert zu sehen ist, kann man unter den Küchengeräten eine Kuchenform in Form eines Osterlamms entdecken. Nebenan sind sechs kupferne Hasen ausgestellt, die einst in höfischen Patisserien mit Schokolade gefüllt wurden.

Heute aber ist der Kupferschmied in Deutschland ausgestorben: Die Handwerkskammern haben den traditionsreichen Berufsstand im profanen "Behälter- und Apparatebauer" verschwinden lassen, klagt Kuhnke. In seiner weltweit einzigartiger Sammlung wird auch eine sogenannte Rotellenkanne präsentiert, die ein mazedonischer Handwerker anfertigte - sechs Jahrhunderte bevor in Palästina Passion und Auferstehung stattfanden.

Das Kupfermuseum ist Mittwoch bis Samstag von 10 bis 16 Uhr geöffnet, oder nach Vereinbarung unter der Telefonnummer 08808/92191-31.

© SZ vom 29.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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