Landkreislauf:Volksfest mit sportlichem Charakter

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Die LG Würm Athletik dominiert die Landkreiswertung, die besten Läufer bringen die Gäste nach Hechendorf mit, und die schnellsten Kinder sind die "Wilden Kerlchen" Gilching

Von Peter Haacke, Starnberg/Hechendorf

Als die letzten Läufer nach mehr als vier Stunden endlich das Ziel erreicht hatten, ließ sich auch die Sonne nicht mehr aufhalten: Durch zähen Hochnebel hatte sie sich durchgekämpft und erwärmte nun die Gemüter der Sportler. Doch der allgemeinen Begeisterung für den 31. Starnberger Landkreislauf, der am Samstag in Hechendorf mit 1630 Aktiven und vielen Zuschauern über die Bühne ging, tat dies keinen Abbruch. Die größte Breitensportveranstaltung im Fünfseenland war dank perfekten Zusammenspiels erneut ein voller Erfolg, zumal sich die größte Sorge der Veranstalter nicht erfüllen sollte: Es blieb trocken.

In sportlicher Hinsicht kam es an der Spitze erneut zum erwarteten Kräftemessen zwischen der LG Würm Athletik und dem Kreisjugendring Regen (KJR); das Duell der Top-Teams gewannen diesmal wieder die KJR-Männer in 2:24:54 Stunden über 42,4 Kilometer mit 45 Sekunden Vorsprung vor der LG und sicherten sich Gesamt- und Gästewertung. Bei den Damen dominierte das schnelle Team der Würm-Athletinnen. Die Landkreis-Titel gingen also bei Damen und Herren erneut an die LG Würm Athletik. Die schnellste Kinderstaffel stellten die "Wilden Kerlchen" Gilching, den Sieg in der neuen Kategorie "Firmenwertung" sicherten sich die Gebirgsjäger des Bataillons 232 vom Skizug Berchtesgaden, die in der Gesamtwertung auf Rang 3 liefen (siehe "Landkreislauf in Zahlen").

Im Wechselbereich übergibt ein Aktiver an den nächsten. (Foto: oh)

Die Mannschaften hatten sich auf der Wiese in Sichtweite des Bürgerstadls am Schlagenhofener Weg teils überaus professionell eingerichtet, in Windeseile war eine kleine Zeltstadt entstanden. Zwischen Verpflegungszelten und Ständen der Sponsoren, ohne die eine Veranstaltung dieser Größenordnung gar nicht möglich wäre, entwickelte sich jene familiäre Atmosphäre, die abseits des sportlichen Geschehens den besonderen Zauber der Veranstaltung ausmacht: Nicht Spitzenleistungen und Top-Zeiten standen im Vordergrund, sondern Gespräche und Austausch. Der Landkreislauf bestätigte damit einmal mehr seine Wichtigkeit als einzige Sportveranstaltung für das gesamte Fünfseenland.

Dazu beigetragen haben dürfte auch der Umstand, dass erstmals auch Flüchtlinge und Asylbewerber beim Landkreislauf am Start waren: Der SV Inning brachte mit den "United Nations" gleich ein komplettes Team an den Start, die am Ende sogar auf Platz 30 liefen; der TSV Hechendorf dagegen hatte Flüchtlinge in bestehende Mannschaften integriert. Der Auftritt dieser Mannschaften wurde spontan mit großem Beifall bedacht. Besonders erfreulich aber auch die insgesamt 21 Kinderstaffeln, die mit großem Ehrgeiz und teils erstaunlich guten Zeiten bewiesen, dass Laufen im Team ein großer Spaß sein kann. Sonderapplaus auf der Strecke gab es auch für Chef-Organisator Bernhard Frühauf sowie für Landrat Karl Roth, der als Schlussläufer für "Landrat, Bürgermeister & Friends" an den Start gegangen war. Allerdings war die Begeisterung speziell bei den Bürgermeistern diesmal verhalten: Lediglich Pöckings Rathaus-Chef Rainer Schnitzler und Innings Zweite Bürgermeisterin Schüßler-Kafka liefen mit. Stattdessen erwiesen sich Landrat-Stellvertreter Tim Weidner, VR-Bank-Chef Thomas Vogl sowie Wirtschaftsförderer Christoph Winkelkötter als solide Mitläufer. Am Ende landete das Team auf dem respektablen Platz 100.

Alle Aktiven wurden von den vielen Zuschauern nach Kräften angefeuert. (Foto: Arlet Ulfers)

Nachdem Seefelds Bürgermeister Wolfram Gum um 12 Uhr den Startschuss abgegeben hatte, machten sich 163 Startläufer auf den Weg. Auffallend: Die jeweiligen Bestzeiten auf allen drei Teilstrecken gingen an Athleten der Gästeteams. Auf der Auftaktetappe über 5,8 Kilometer dominierte der Startläufer des KJR Regen in 18:47 Minuten, auf der 4,9 Kilometer langen mittleren Strecke ein Soldat vom Gebirgsjägerbataillon (15:33 min) und auf der 2,5 Kilometer langen Abschlussstrecke ebenfalls ein Soldat des Skizugs aus Berchtesgaden (8:02). Den längsten Spaß hatte eine 79-Jährige vom ältesten Team im Wettbewerb, den "Lauffreunden 70plus": Sie benötigte für 5,8 Kilometer 46 Minuten.

Lang war bei der Siegerehrung in der Brunnangerhalle die Dankesliste, die Landrat Roth verlas: Neben Organisatoren und Ausrichtern würdigte er Feuerwehr, Polizei, Bundeswehr, Bayerische Rotes Kreuz, TSV Hechendorf und die vielen Helfer.

Ausrichter des 32. Landkreislaufs am Samstag, 8. Oktober 2016, wird der TSV Feldafing anlässlich des 900. Geburtstags der Gemeinde sein. Bereits 2011 war Feldafing Veranstaltungsort des 27. Landkreislaufs, damals trotzten 174 Teams dem Regen und rannten durch den Lenné-Park. Auffallend: Lediglich zwei Gemeinden haben seit 1991 noch nie den Landkreislauf ausgerichtet: Berg und Inning. Immerhin hatte Inning bereits im Vorjahr für 2016 sein Interesse bekundet, wird sich nun aber frühestens für 2017 bewerben können. In Berg dagegen verstärkt sich der Eindruck, dass man - zumindest in läuferischer Hinsicht - einfach nicht dazugehört.

Heiße Klänge bei niedrigen Temperaturen: Für die ersten Läufer gab es zum Empfang kurz vorm Zieleinlauf zur Begrüßung ein Trommelständchen. (Foto: Arlet Ulfers)

Die Veranstalter des Landkreislaufs bitten auch dieses Jahr wieder um konstruktive Kritik, die im Rahmen der Nachbereitung Widerhall finden soll. Dauerbrenner war einst die Debatte um falsche T-Shirt-Größen, diesmal aber gab es keine Kritik: Als Erinnerung wurde ein Duschtuch ausgegeben - in Einheitsgröße. Möglichkeit zur Diskussion, für Anregungen, Lob und Tadel besteht im Internet-Forum unter www.lk-starnberg.de/Landkreislauf.

© SZ vom 12.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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