Starnberg:Glänzender Dreh

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Ausgezeichnet (v.li.): Ascan Breuer (Video-Preis), Eike Goreczka (Perspektive Junges Kino), Árpád Bogdán (Fünfseen-Filmpreis), Gregor Božič und Matjaž Ivanišin (Dokumentarfilmpreis) sowie Xavier Chotard (Publikumpreis). (Foto: Georgine Treybal)

Das Fünfseen-Filmfestival schafft die Wende. 19 000 Besucher bescheren Veranstalter Matthias Helwig erstmals womöglich eine ausgeglichene Bilanz. Terminverlegung in September bewährt sich

Von Gerhard Summer, Starnberg

Matthias Helwig ging mit Sorgenmiene an den Start, doch längst strahlt er wieder. Sein zehntägiges internationales Fünfseen-Filmfestival, das Samstagnacht zu Ende ging, hat im Vergleich zum Vorjahr wieder eine Schippe draufgelegt: 276 Kinovorstellungen, Diskussionen, Werkstattgespräche und die vorgeschalteten Open Airs zogen etwa 19 000 Zuschauer an, das sind 2000 mehr als 2017. Größeren Zuspruch hatte das bedeutendste Kulturereignis im Landkreis bisher lediglich im Jubiläumsjahr 2016 gefunden (20 000 Besucher). Damals hatte es allerdings noch das Lichtspielhaus in Herrsching und ein 14-tägiges Programm gegeben.

Voraussichtlich wird das 12. Festival mit 150 Produktionen, 120 Filmschaffenden und den Ehrengästen Josef Bierbichler, Dominik Graf und Bettina Böhler auch finanziell eine Kehrtwende markieren. Bisher hatte Helwig, der Chef der Breitwand-Kinos, Jahr für Jahr ein Defizit ausgleichen müssen und jeweils 20 000 Euro und mehr draufgezahlt. Heuer könnte das Ganze für ihn plus minus null ausgehen. Das endgültige Ergebnis liege zwar noch nicht vor, weil viele Rechnungen noch nicht eingegangen sind, sagt Helwig. Aber klar sei, dass die Einnahmen höher waren als kalkuliert. Für eine Trendwende gäbe es gute Gründe: Zum einen erhörten das Land Bayern, die Stadt Starnberg, der Landkreis und die Gemeinde Seefeld Helwigs Bitte um mehr Zuschüsse und legten noch mal Geld drauf. Zum anderen zahlte sich die Entscheidung aus, das Festival in den kühleren Frühherbst zu verlegen und die Open Airs an nur noch zwei Spielorten mit weniger Personal zu absolvieren.

Helwig erklärt es so: "Die Verlagerung in den September hat funktioniert", die Filmfans hätten den neuen Termin angenommen. 400 Gäste kamen zur cineastischen Dampferfahrt, Filme wie "Styx", "Der Klang der Stimme", "Joy in Iran" und "Wackersdorf" erweisen sich ebenso wie die Retrospektive zum Festivalmotto "Zeit" als Publikumsmagneten. In Weßling stieß das Festival, das den Fokus auf Produktionen aus Mitteleuropa legt, auf ungewohnt große Resonanz. Der Pfarrstadel mit 80 Plätzen, der im August Saunaqualitäten hat, war bei fast allen Vorstellungen voll besetzt. Sogar ältere Streifen liefen dort vor vollem Haus. Helwig kam so in Weßling auf ähnlich hohe Zuschauerzahlen wie in Kinosaal 1 seiner Starnberger Zentrale. Die Open Airs wiederum waren fast alle ausverkauft. Sie zogen allein etwa 8000 Zuschauer an. Mit diesem "herausragenden Ergebnis" könne er freilich nicht jedes Jahr rechnen, sagt der 58-jährige Gilchinger. 2019 "kann es regnen."

Das Budget des Kinoereignisses lag heuer bei 270 000 Euro. Zum Vergleich: Das Filmfest München mit etwa 80 000 Besuchern hat nach dem von Ministerpräsident Markus Söder versprochenen Geldsegen im nächsten Jahr einen Etat von 6,5 Millionen Euro. Ob auch Starnberg 2019 eine Aufbesserung zukommt, ist noch unklar. Helwig sagt: Dass der CSU-Minister für Digitales, Medien und Europa, Georg Eisenreich, heuer zur Eröffnung kam, sei "ein Ritterschlag" fürs Festival gewesen. Damit sei die Hoffnung verbunden, dass Bayern auch seinen Zuschuss aufstockt. Das Starnberger Budget setzt sich zu je einem Drittel aus Zuwendungen, Sponsorengeld und den Einnahmen durch Eintrittskarten zusammen. Bei den Ausgaben schlagen die beiden Posten Werbung sowie Filmmieten, Fracht und Technik mit je einem Viertel zu Buche, die restliche Hälfte machen Personalkosten aus. Helwigs Team besteht aus 50 Mitarbeitern. Allein vier Fahrer waren dafür zuständig, die Gäste aus dem In- und Ausland zu chauffieren. Sie spulten in zehn Tagen 10 000 Kilometer ab.

Zumindest der Auftakt des 13. Festivals mit dem Motto "Raum" soll am 5. September wieder in der Schlossberghalle sein. Die Eröffnung könnte ein wenig Baustellenatmosphäre haben: 2019 will die Stadt ihr Kulturzentrum sanieren.

© SZ vom 17.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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