Streit um Blockbuster:Disney verärgert Kinobesitzer

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Hollywood-Studio verlangt höheren Anteil an Einnahmen. "Die versuchen uns auszupressen", schimpft Breitwand-Chef Helwig

Von Christiane Bracht, Starnberg/Gilching

Die Kinobetreiber im Landkreis Starnberg fühlen sich machtlos gegenüber dem großen Disney-Imperium. Für Blockbuster verlangt der US-Konzern seit dem Frühjahr deutlich mehr Geld: 53 Prozent der Einnahmen müssen die Kinos nun abgeben, früher waren es sechs Prozent weniger. "Das ist eine Unverschämtheit", schimpft Matthias Helwig, der in Starnberg, Seefeld und Herrsching das Kino Breitwand betreibt. "Die versuchen uns auszupressen." Im April boykottierte er zusammen mit vielen anderen Betreibern den Film "Avengers 2". Doch jetzt ist die Diskussion neu entfacht, da der Vorverkauf für die neue Star Wars Episode "Das Erwachen der Macht" angelaufen ist. Bundesweit bröckelt die Front der protestierenden Kinobetreiber, auch in Starnberg.

Disney sei es egal, was die Betreiber kleiner Kinos unternehmen, sagt Petra Löw. (Foto: Günther Reger)

"Wenn alle solidarisch wären, könnte man Disney dazu zwingen, die neuen Konditionen zurückzunehmen", meint Helwig. Aber diese Solidarität vermisst er unter den Kollegen. "Die Stadtkinos müssten mitziehen, aber das klappt ja nicht mal im Landkreis", klagt er. Dass die Gilchinger Filmstation im Frühjahr ungeachtet des allgemeinen Entsetzens unter den Kinobetreibern, "Avengers 2" zeigte, ärgert Helwig besonders. "Wenn sechs Prozent auf der Habenseite fehlen, ist das für uns kleine Kinos ein Riesenproblem", klagt er. Die Landkinos seien immer benachteiligt, denn die großen Ketten würden von den Verleihern bevorzugt. Für Werbung bekämen sie Zuschüsse und müssten so unterm Strich deutlich weniger an Disney abgeben, klagt der Starnberger. Und auch wenn Cinemaxx sich nun gegen die neuen Bedingungen auflehne und auf der Homepage wissen lasse, man verhandle noch mit Disney, so habe das für die kleinen Kinos nichts zu bedeuten, davon ist nicht nur der Starnberger, sondern auch seine Gilchinger Kollegin Petra Löw überzeugt. Man erfahre am Ende gar nicht, was die Kette mit den Verleihern aushandle. Wenn im ganzen Landkreis keine Disney-Filme mehr zu sehen wären, hätte man schon etwas bewirken können, meint Helwig.

Löw ist sich indes sicher: "Einer Gruppe wie Disney ist es egal, was wir machen. Um etwas zu bewegen, müsste schon ganz Deutschland einig sein." Die Preise würden in Amerika gemacht. Disney habe beim Kauf von den Marvel-Studios und Star Wars viel Geld investiert, das soll nun wieder eingespielt werden. Im Frühjahr, als die neuen Konditionen für "Avengers 2" bekannt wurden, habe sie schon etwa 100 Karten verkauft gehabt, erklärt Löw. Damals wollte sie ihre Kunden nicht verprellen, nur um sich mit den Kollegen solidarisch zu zeigen, deshalb habe sie trotz der schlechten Konditionen den Blockbuster gezeigt. Außerdem sei es für so kleine Kinos wie ihres wichtig, die vier oder fünf großen Filme des Jahres zu zeigen, um sich finanziell über Wasser halten zu können. Das weiß insgeheim auch Helwig, wenn er sagt: "Star Wars ist einfach Kult, da besteht großes Interesse an der Fortsetzung." Auf die Einnahmen will auch er nicht verzichten. "Es nützt nichts. Dem Publikum ist es egal, dass es damit den mächtigen Disney-Konzern unterstützt ", weiß er. Deshalb wird auch in Starnberg Star Wars laufen. Große Angst haben Löw und Helwig allerdings davor, dass andere Verleiher nun auch auf die Idee kommen, ihre Preise anzuheben.

© SZ vom 03.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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