Aufgeschlagen:Bayern-Schnulze

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"Die Leberkäs-AG" von Wolfgang Krebs und Stefan Fuchs

Von Gerhard Summer

Die Geschichte ist schon gut zur Hälfte erzählt, da hat der Größte unter Bayerns Wanderpredigern endlich seinen Auftritt. Eine schwarze Limousine rollt heran, und Wolfgang Krebs eilt zum Rednerpult. Nein, halt, es ist nicht Krebs, es ist Edmund Stoiber. Die beiden sind ja kaum noch auseinander zu halten, es scheint fast so zu sein, dass Stoiber früher ohne Krebs gar kein Leben hatte, und wenn doch, dann ein sinnloses. Stoiber jedenfalls spricht von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, letztere ist ein starker, aber auch verlässlicher Gegner, sagt er. "Denn die Zukunft heißt Zukunft, weil sie verlässlich eines Tages auf uns zukunft."

Was für ein schöner Gedanke! Genauso gut ist nur noch die Ansprache, die der Schorsch Scheberl mit schwerer Zunge hält, auch er eine Krebs-Figur. Scheberl echauffiert sich über böse Gerüchte und stellt klar: "Weil wenn ich des g'sagt hätt, was die g'sagt haben, dass ich g'sagt hab, dann kann ich ganz klar sagen, hätt ich das noch viel schärfer g'sagt." Allerdings ist mit den beiden Reden auch schon der Höhepunkt dieses Buches erreicht, das im Starnberger Land spielt, "Die Leberkäs-AG" heißt und von dem Kabarettisten Wolfgang Krebs aus Seefeld und seinem Co-Autor Stefan Fuchs stammt.

Das Duo erzählt auf 245 Seiten, wie das erfundene Dorf Zeislhöring bei Tutzing den Bürokraten trotzt und seine einzige Wirtschaft rettet, den verwaisten und heruntergekommenen "Alten Esel". Wie das ausgeht, ist so absehbar wie das Hin und Her zwischen der neuen Pächterin Resi und ihrem Toni. Die Mischung aus Abenteuergeschichte und Schnulze liest sich flott, kommt stellenweise aber hölzern daher. Und die Liebesszenen sind eher unfreiwillig komisch. Als sich Toni und Resi küssen, fällt Krebs-Fuchs dazu ein: "Die Antwort fiel mündlich aus. Aber ohne Worte." Die Autoren kommen mit einem einzigen Bösewicht aus, ansonsten treten lauter gute oder fast gute Menschen auf, die die Leber auf dem rechten Fleck haben und das Herz sowieso. "Die Leberkäs-AG" ist mithin ein Buch, das keiner braucht, das aber um so mehr.

Krebs und Fuchs stellen ihre Geschichte an diesem Donnerstag, 19.30 Uhr, in der Tutzinger Buchhandlung "Das Eselsohr" vor. Anmeldung: 08158/3214.

© SZ vom 22.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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