Noch mehr Ärger:Baustopp für Nepomukbrücke

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Die geplante Sanierung und Verbreiterung der Nepomukbrücke im Biotop vor dem Anwesen des Dießener Bürgermeisters ist umstritten. (Foto: Nila Thiel)

Gemeinde Dießen hat es versäumt, beim Landratsamt eine Genehmigung für die Sanierung einzuholen

Von Christian Deussing

Dießen - Eigentlich sollte jetzt die schmale Nepomukbrücke über dem Tiefenbach in Dießen saniert und später verbreitert werden. Allerdings liegt das Bauwerk in einem amtlich kartiertem Biotop des Landschaftsschutzgebietes Ammersee-West - vor dem Anwesen von Bürgermeister Herbert Kirsch am Winkelsteg. Die Untere Naturschutzbehörde wusste nichts von dem Plan der Marktgemeinde und verhängte einen Baustopp. Denn es wurde seitens der Gemeinde keine Erlaubnis eingeholt.

Die Maßnahme in diesem sensiblen Gebiet müsse erst "beantragt und begründet werden", betont Wolfgang Müller, Sprecher des zuständigen Landratsamtes Landberg. Zu klären wäre dabei auch, "welchen Umfang der Eingriff" in das Biotop hätte und ob in punkto Naturschutz "Ersatz" notwendig sei, so Müller. Der SZ teilte am Dienstag Dießens Bauamtsleiterin Johanna Schäffert mit, dass bisher eine Baufirma die Nepomukbrücke nur besichtigt habe und das Projekt jetzt abgestimmt mit den Naturschutzbehörden weiter verfolgt werde.

Anwohner aus der nahen Wolfsgasse bemerkten, dass an der Fußgängerbrücke offenbar die Arbeiten in Kürze beginnen würden. Entweder sei vom Rathaus vergessen worden, hierfür die Genehmigung vom Landratsamt einzuholen oder es sei versucht worden, schlichtweg "Tatsachen zu schaffen", sagt Andreas Hendrich, Sprecher der Interessengemeinschaft Wolfsgasse, die auch gegen den Ausbau ihrer dörflich Straße kämpft und bereits Unterschriften für ein Bürgerbegehren sammelt. Die Nepomukbrücke sei sicherlich "sanierungsbedürftig". Doch die Überquerung des Tiefenbaches so zu verbreitern, dass ein Bauhof-Fahrzeug für den Winterdienst die Brücke überqueren könnte, ist für den IG-Sprecher kein stichhaltiger Grund, in ein "bestehendes Biotop einzugreifen". Die idyllische Überquerung ist ein beliebter Spazierweg und führt über den Winkelsteg an der Dreifachgarage des Bürgermeisters vorbei, die sich teilweise im selben Biotop am Tiefenbach befindet - ganz legal mit Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde. Auch das verwundert immer wieder Spaziergänger, die an dem Anwesen des Rathauschefs auf dem König-Ludwig-Wanderweg unterwegs sind. Das Anwesen liegt knapp im Außenbereich, weshalb Eigentümer Kirsch sich nicht an dem teuren Ausbau der Wolfsgasse beteiligen muss, die wiederum die einzige Zufahrt für ihn ist.

Nun wird offenkundig auch die Nepomukbrücke zum Politikum. Dabei schien zunächst alles glatt zu gehen: Im vergangenen September hatte der Dießener Gemeinderat einstimmig beschlossen, die Brücke zu sanieren, von 1,20 auf 1,60 Meter zu verbreitern und neu zu bauen. Dabei soll der Flair mit dem Geländer und der Heiligenstatue erhalten bleiben. Die Kosten betragen etwa 92 000 Euro und wären somit nach Angaben eines Fachingenieurs kaum höher als bei einer Reparatur. Doch zunächst muss die Marktgemeinde nachsitzen und den notwendigen Antrag bei der Kreisbehörde einreichen - was bislang versäumt wurde.

© SZ vom 13.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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