"Wegen Vandalismus geschlossen, benützen Sie bitte die Toilette im Bahnhof Süd." Bahnkunden, die am Starnberger Bahnhof Nord ein dringendes Bedürfnis plagt, stehen ratlos vor diesem Schild. Manche reagieren auch erbost, wie ein älteres Ehepaar, das bei dem schönen Herbstwetter einen Ausflug nach Starnberg machen wollte. Als Auswärtige kannten sie keinen "Bahnhof Süd" und ein Taxi war weit und breit nicht zu sehen.
Ihre Bitte an die Mitarbeiter des Bahnhofscafés, ausnahmsweise die Behindertentoilette benutzen zu dürfen, wurde abgewiesen. Auch wenn der Betroffene an einer "Männerkrankheit für ältere Herren" leide, sei er nicht behindert, hieß es. Ausnahmen würden nur bei Busfahrern gemacht. In seiner Not rief das Ehepaar den befreundeten Starnberger Rainer Hange an.
"Es ist meines Erachtens für die Bahnfahrer und die Bevölkerung nicht hinnehmbar, wenn hier nicht schnell gehandelt wird und es zu einer Lösung kommt", sagte Hange. Es sei "nicht zufriedenstellend", wenn man im Notfall überlegen müsse, wo die nächste öffentliche Toilette in Starnberg ist und ob man noch rechtzeitig hinkomme.
Ein Bahnsprecher sagte dazu: "Auch für uns ist die momentane Situation am Bahnhof Starnberg Nord unbefriedigend. Das Schild soll Fahrgästen lediglich den Hinweis liefern, wo sich die nächste öffentliche Toilette befindet." Laut Auskunft der Bahn war die Toilettenanlage permanent mutwilligen Beschädigungen und Zerstörungen ausgesetzt.
Verstopfungen und Überschwemmungen durch in die Schüssel gestopfte Kleidungsstücke seien regelmäßig vorgekommen. Auch der Einsatz von uniformierten und zivilen Streifenkräften habe keine Besserung gebracht. Mit der Stadt Starnberg habe man sich darauf geeinigt, dass am Bahnhof Nord ein "Pfandschlüsselsystem" eingeführt wird. Künftig soll der Toilettenschlüssel bei Bedarf von den Pächtern der Geschäfte ausgehändigt werden.
Doch zunächst müssen die Anlagen noch saniert werden. "Der Ausführungstermin hängt vom Eingang der Angebote und den folgenden Ausschreibungen ab", so der Bahnsprecher. Rainer Hange hat sich an seinen Parteifreund, Innenminister Martin Zeil, gewandt. Er erhielt die Antwort, dass die Behindertenanlage geöffnet sei.