Starnber:Zeit zum Gasgeben

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Im Landkreis wird daran gebastelt, die E-Mobilität voranzubringen. Bislang kurven gerade mal 60 Elektroautos durchs Fünfseenland. Gemessen an den 80 000 herkömmlichen Pkw, eine recht magere Zahl

Otto Fritscher

Mit Strom aus der Steckdose werden die Elektroautos aufgetankt. Foto: Fuchs (Foto: Georgine Treybal)

Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Rund 60 Elektroautos - genauere Daten waren am Freitag vom Landratsamt nicht zu bekommen - sind auf den Straßen im Fünfseenland unterwegs. Das sind zwar fast 20 mehr als vor einem Jahr. Aber dieser Mini-Flotte steht ein Riesen-Fuhrpark von mehr als 80 000 Pkw mit konventionellen Verbrennungsmotoren gegenüber. Dennoch, die Fachleute sind sich einig: Die Elektromobilität nimmt im Landkreis Starnberg langsam, aber sicher Fahrt auf.

"Das Thema brodelt", sagt etwa Oliver Weiss vom Starnberger E-Fahrzeug-Spezialisten Elenio. "Es ist der richtige Zeitpunkt, Gas zu geben", bestätigt Susanne Münster, Verkehrsmanagerin des Landkreises. Vor und hinter den Kulissen wird fleißig am Vorankommen der E-Mobilität gebastelt. So wird sich die nächste Verkehrskonferenz des Landkreises, die am 21. Februar in Starnberg stattfindet, ausschließlich der E-Mobilität annehmen. "Wir wollen Menschen zusammenbringen, die sich schon seit längerem mit Elektroautos befassen", sagt Münster. Zudem gebe es bei uns eine Vielzahl von Firmen, die sich mit elektrischen Antrieben befassen. Bei diesen gebe es "eine riesen Menge Knowhow", sagt Münster. Ziel der Verkehrskonferenz, zu der bis zu 100 Teilnehmer erwartet werden: "Netzwerke bilden und Handlungsfelder für Landkreis und die Gemeinden identifizieren", so Münster. Es gehe etwa darum, eine Lade-Infrastruktur aufzubauen. Denn - immer noch - ist das größte Hemmnis vor dem Kauf eines E-Mobils die Sorge, mit leeren Akkus irgendwo in der Walachei liegen zu bleiben.

Noch nicht öffentlich sind indes die Pläne der Energiegenossenschaft Fünfseenland, zusammen mit Elenio ein eCar-Sharing-System im Landkreis aufzubauen. Vorreiter sollen Gemeinden und Unternehmen sein. Das Projekt sieht vor, eine bestimmte Anzahl von E-Autos und E-Bikes (Elektro-Fahrrädern also) in der Nähe der Rathäuser vorzuhalten, Stromzapfsäulen zu installieren, und die Rathaus-Mitarbeiter zum Umsteigen auf E-Autos zu bewegen. In einer zweiten Stufe sollen dann auch Privatpersonen Autos stunden- oder tageweise mieten können, gebucht wird über eine spezielle Plattform im Internet. "Für uns ist das eCar-Sharing ein ganz wichtiges Zeichen", sagt Gerd Mulert, Vorstand der Energiegenossenschaft. Denn mit dem von der Genossenschaft angebotenen Ökostrom könne nun auch die Mobilität umweltfreundlich gestaltet werden. "Das wird richtig gut", ist Mulert überzeugt. "Bereits im März oder April wollen wir mit dem eCar Sharing auf den Markt gehen", kündigt Elenio-Geschäftsführer Oliver Weiß an. Die Gespräche im Vorfeld seien gut verlaufen, Landrat Karl Roth stehe der Initiative "sehr positiv" gegenüber.

Zu den Akteuren, die ihre Projekte auf der Verkehrskonferenz vorstellen werden, gehören auch der Herrschinger Michael Dehnert und der Inninger Werner Hillebrand-Hansen. Dehnert, ehemals Unternehmensberater, widmet sich seit drei Jahren der Beratung in Sachen E-Mobilität, egal ob Fahrräder, Roller oder Autos. Zudem hat er einen monatlichen "E-Stammtisch" gegründet - und er veranstaltet heuer zum dritten Mal die "Sternfahrt für nachhaltige Mobilität im Fünfseenland." Eine Nummer größer war die Eruda, die Rundfahrt um den Ammersee, die Hillebrand-Hansen im vergangenen Sommer erstmals veranstaltet hat. Es war auf Anhieb die größte Elektro-Ausfahrt in Deutschland.

Der Termin heuer ist das letzte September-Wochenende, es werden mehr als 100 Teilnehmer erwartet. "Das ist wichtig, um den Landkreis voranzubringen, denn andere sind weiter", sagt der Inninger. Er startet im Mai in München zur "eTour Europe", die in neun Tagen in neun europäische Hauptstädte führt, über eine Strecke von 4200 Kilometern. Veranstalter der Rallye ist Hillebrand-Hansen gleich selbst.

Nicht immer sind Elektroautos gleich erkennbar. "Neulich bin ich hinter einem Auto hergefahren und habe an einer Ampel festgestellt: Hey, der hat ja gar keinen Auspuff", erzählt Verkehrsmanagerin Münster. Es sei ein Tesla gewesen. Eines von sieben 100 000 Euro teuren Elektro-Gefährten der kalifornischen Kult-Marke, die ein STA-Kennzeichen haben.

© SZ vom 01.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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