Sport und Spaß im Freien, Folge 11:Lernen mit Piraten

Lesezeit: 3 min

Im Starnberger Fünfseenland gibt es reichlich Gelegenheit zum Segeln. Andreas und Bettina Walther aus Seeshaupt belegen mit ihren Kindern einen Anfängerkurs

Von Otto Fritscher

Es scheppert nur ein bisschen, als der Pirat an dem schwimmenden Ponton anlegt, der vor Tutzing im Starnberger See verankert ist. Er dient als Basis für die Segelanwärter, die Segellehrer Klaus op de Hipt von hier aus streng im Blick hat. Nun, beim dritten Versuch, ist er zufrieden. "Ja, diesmal war der Aufschießer in Ordnung. Ihr seid gut gegen den Wind angefahren und habt die Geschwindigkeit des Bootes gut eingeschätzt", lobt er Andreas und Bettina Walther. Das Ehepaar - er ist Personaler bei BMW, sie Mittelschullehrerin - hat sich in der Segelschule von Hans Jürgen Müller in Tutzing zu einem Segelkurs in den Pfingstferien angemeldet. Mit dabei, aber in einem anderen Boot, ihre beiden Kinder Charlotte, 12, und Konstantin, 10.

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(Foto: Otto Fritscher)

Bei leichter Brise segelt es sich schwierig,...

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(Foto: Georgine Treybal)

...erfahren die Segelschüler Andreas und Bettina Walther.

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(Foto: Georgine Treybal)

Nein, den Segel-Novizen ist nicht übel geworden, so stark ist der Seegang am Starnberger See nun auch nicht. Sie befestigen das Boot nur an Bojen.

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(Foto: Georgine Treybal)

Angekommen: Am Steg müssen die Boote vorsichtig angelegt werden.

Ein Segelkurs als Familienurlaub? Noch dazu, wo die Walthers direkt am Südende des Sees, in Seeshaupt, wohnen? "Jeder von uns hat seine eigenen Hobbys. Ich mache Triathlon, meine Frau tanzt gerne, die Tochter reitet, der Sohn spielt Fußball", erklärt Andreas Walther. "Und da haben wir uns überlegt, was wir als gemeinsames Familienhobby machen könnten." Die Frage war schnell beantwortet, nachdem Walther heuer - nach einer Wartezeit von fast 15 Jahren - einen Bojenliegeplatz für ein Boot zugeteilt bekam: Segeln! Und damit alle wissen, was "klar Schiff machen" heißt, wurde ein Segelkurs gebucht.

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(Foto: Otto Fritscher)

Andreas und Bettina Walther üben Knoten für die Prüfung.

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(Foto: Otto Fritscher)

Segellehrer Klaus op de Hipt demonstriert eine Übung.

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(Foto: Georgine Treybal)

Teamarbeit: Gemeinsam proben Andreas und Bettina Walther das Anlegemanöver.

Segeln als Gemeinschaftserlebnis, das den Teamgeist stärkt - so sieht es auch Segellehrer Klaus op de Hipt. Braungebrannt und mit sehr kräftiger Stimme ausgestattet hat er die Piraten - Holzboote allesamt - im Blick, wie sie am zweiten von fünf Kurstagen um den Ponton herum kreisen und kreuzen. "Ja, sehr gut, das Boot krängt, ihr nehmt so gut Fahrt auf", lobt er das Seeshaupter Ehepaar. Die beiden haben sich auf der dem Wind abgewandten Bootsseite - der Lee-Seite - auf die Bordwand gesetzt, das Boot hebt sich auf einer Seite aus dem Wasser, gerät in leichte Schräglage - und überholt locker andere Piraten, die noch nicht über so ausgefeilte Segeltechnik verfügen. Hipt hat bereits am Vormittag im Schulungsraum die Kursteilnehmer - die jüngsten sind, abgesehen von den Waltherschen Kindern, zwei 13-jährige Burschen, die ältesten seit Längerem im Pensionsalter - mit Knoten getriezt. Zehn verschiedene stehen auf dem Lehrplan, sieben werden in der Prüfung für den Segelschein verlangt, sechs davon müssen richtig sein. Die Walthers blicken etwas ratlos auf ein Tau - nur Landratten würden sagen: eine Schnur -, die sie in den Händen halten. Daraus soll nun ein eineinhalbfacher Rundtörn mit zwei halben Schlägen werden - mit diesem Knoten kann ein Boot an einem Ring oder einer Stange befestigt werden. Nach etwas Gewurstel haben die Walthers auch diesen Knoten im Griff.

Am Nachmittag geht es wieder hinaus aufs Wasser, diesmal mit mehr Wind, dunkle Wolken türmen sich am Horizont auf und künden von einem Gewitter. "Respekt zu haben vor der Natur, dem Wind, dem Wasser und dem Wetter, auch dies gehört zu den Unterrichtszielen", erklärt Hipt, der nach dem Ausscheiden aus der Bundeswehr - er war Ausbilder in einem Pionierbataillon - Segellehrer geworden ist. "Das hält mich jung", sagt der 73-Jährige, dem man sein Alter kaum glaubt. Von Mai bis in den September hinein bietet die Segelschule Müller Kurse an - auch für den Motorboot-Führerschein.

"Die meisten Kursteilnehmer kommen aus der Region", weiß Chef Hans Jürgen Müller, also aus München oder dem Umland der Seen. Seit Neuestem nennt sich das Fünfseenland ja Region "StarnbergAmmersee" - zusammengeschrieben. So haben es die hiesigen Marketingstrategen verordnet. Tatsächlich gibt es an drei von fünf Seen Segelschulen (siehe Kasten), am Pilsensee immerhin einen Segelklub, nur der Weßlinger See ist einfach zu klein. Zwar dürfen die bayerischen Seen - mit Ausnahme des Bodensees - auch ohne Segelschein befahren werden, dennoch ist ein Kurs, der je nach Schule um die 200 Euro kostet, sehr empfehlenswert. Oft kann die Prüfung zeitnah abgelegt werden.

Die Walthers sind indes mit dem Üben der Halse beschäftigt - einem Wendemanöver, bei dem das Boot mit dem Heck durch den Wind geht. Sieht eigentlich gut aus. "Ihr habt das Stützruder vergessen", ruft Hipt ihnen aber zu. Andreas und Bettina Walther haben mittlerweile die Rollen als Skipper und Vorschoter getauscht. Auch damit ist Hipt zufrieden. "Oft glauben die Männer, sie hätten auch an Bord das Sagen", hat er beobachtet. Bessere Segler seien sie allerdings nicht. Und üben können die Walthers bald im eigenen Boot - einen Drachen haben sie schon gekauft.

© SZ vom 05.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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