Seefeld:Wo Zahnärzte üben

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Die Firma 3 M eröffnet ein modernes Schulungszentrum mit einer komplett ausgestatteten Praxis. Pro Jahr erwartet das Unternehmen dort 3400 Besucher

Von Christine Setzwein, Seefeld

18 Jahre lang wurde geplant, verworfen, wieder geplant, wieder verworfen. Umso größer war die Freude am Donnerstag, als der weltweit agierende Multitechnologiekonzern 3M an seinem Standort in Seefeld sein neues Schulungszentrum präsentieren konnte. Zu Eröffnung waren nicht nur hochrangige Manager gekommen, auch der Seefelder Bürgermeister Wolfram Gum, der stellvertretende Landrat Tim Weidner und Wirtschaftsförderer Christian Winkelkötter waren da. Etwa 3,5 Millionen Euro hat 3M in das Customer Innovation Center investiert. Nun stehen dort 22 hochmoderne Schulungsplätze für Zahnärzte und Kieferorthopäden aus aller Welt zur Verfügung.

Bürgermeister Wolfram Gum spielt in der Übungspraxis den Patienten. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Zahnfüllungen, Zahnspangen, Abformmassen oder Lokalanästhetika: Es dürfte nur wenige Patienten geben, die bei ihrem Zahnarzt noch nicht mit einem Produkt von 3M Oral Car in Berührung gekommen sind. Am 2. Januar 1948 gründeten Werner Schmitt und Robert Purrmann, zwei habilitierte Chemiker und Schüler des Nobelpreisträgers Professor Heinrich Wieland, die Firma "Espe" auf dem Griesberg in Oberalting. Ihr erstes Produkt war "Cavit", eine provisorische Zahnverschlussmasse, die heute noch verwendet wird. 2001 schlossen sich Espe und 3M zusammen, seit 2006 firmiert die Firma nur noch unter 3M.

Vize-Landrat Tim Weidner greift zum Bohrer. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Am Standort Seefeld, wo auch produziert wird, sind etwa 900 Mitarbeiter beschäftigt. In dem neuen Schulungszentrum, das auch über eine komplett ausgestattete Praxis verfügt, werden nun jährlich 3400 Besucher erwartet. Diese Investition sei ein "Bekenntnis zum Standort Seefeld, sagte Armin Bock, Leiter wissenschaftliches Marketing. Die Verantwortung von 3M ende nicht mit dem Verkauf seiner Produkte - in Europa mehr als 16 000 -, sondern werde mit der Schulung auf höchstem technischen Niveau fortgesetzt. Dank der Produktion im "fantastischen" Seefeld habe die Gemeinde "Zugriff auf die Welt" und stünde weltweit für Innovation, lobte Karim A. Sarahni, Direktor der 3M Health Care Business Group. Vize-Landrat Tim Weidner betonte, dass 3M für den Landkreis Starnberg ein verlässlicher Partner sei: als Ausbilder, als Arbeitgeber und als Auftraggeber - und als Teilnehmer beim jährlichen Landkreislauf. Über Tausende Besucher aus aller Welt freut sich auch Winkelkötter. Viele würden hier übernachten und vielleicht noch ein paar Tage anhängen im schönen Fünfseenland, was wiederum den Hoteliers und Gastronomen zugutekäme. Etwa 55 Prozent der Übernachtungen im Landkreis Starnberg machten Geschäftsleute aus.

Bei so viel Freude und Stolz auf ein innovatives Unternehmen wollte auch der Seefelder Bürgermeister Gum kein Spaßverderber sein. Er sprach nicht an, dass der Gemeinde seit der Verlegung der Sparte Produktplanung von Seefeld in die Schweiz einige Millionen an Gewerbesteuer entgehen. "Wir hatten immer ein gutes Verhältnis", sagte er.

An den 13 Standorten in Deutschland erzielte 3M im vergangenen Jahr einen Umsatz von 2,37 Milliarden Euro.

© SZ vom 29.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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