Seefeld:"Wir sind wild entschlossen"

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Bürgermeister rechnen mit einer Sonderumlage für die Seefelder Klinik

Bürgermeister Wolfram Gum muss ein Riesenstein vom Herzen gefallen sein in der Sitzung des Zweckverbands Seefelder Krankenhaus. Denn seine Kollegen aus Andechs, Gilching, Herrsching, Inning, Weßling und Wörthsee sowie Landrat Karl Roth waren sich "ziemlich schnell einig", dass die Chirurgische Klinik erhalten bleiben soll, sagte die Wörthseer Bürgermeisterin Christel Muggenthal am Mittwoch. "Wir sind wild entschlossen." Und am liebsten wäre es den Trägern der 72-Betten-Klinik, dass sie eigenständig bleibt und den hohen medizinischen Standard hält. "Wir wollen keine Abteilung hergeben."

Wie hoch das Defizit des Krankenhauses wirklich ist, ist noch nicht bekannt. Die Rede ist von etwa 1,5 Millionen Euro, die der mittlerweile entlassene Geschäftsführer dem Zweckverband wohl verschwiegen hat. Im Gegenteil: "Wir haben in den vergangenen Jahren immer nur von einer schwarzen Null gehört", sagt Muggenthal. Seitdem mussten Landkreis und Gemeinden auch keine Umlage mehr zahlen. Das wird sich nun ändern. Muggenthal: "Wir wollen der Klinik Zeit geben, sich zu erholen - mit unserer Unterstützung." Außerdem, meint die SPD-Bürgermeisterin, könne man die Gesundheit nicht nur von der Wirtschaftlichkeit her betrachten. "Der Mensch ist wichtig."

Unterstützung im Kampf um den Erhalt der Klinik hat auch Anna Neppel, Bürgermeisterin von Andechs, zugesagt: "Die Gemeinde hat ein großes Interesse daran", erklärte sie am Mittwoch. Dem pflichtete auch Herrschings Bürgermeister Christian Schiller bei. Seefeld sei eine der besten Kliniken Oberbayerns und müsse deshalb erhalten werden, vor allem für die Bewohner des westlichen Landkreises: "Es kann entscheidend sein, ob man zehn Minuten oder eine halbe Stunde in ein Krankenhaus braucht." Gilchings Bürgermeister Manfred Walter sagte: "Wir warten jetzt auf die Zahlen." Die kurzfristige Liquidität für die Klinik sei aber sichergestellt. Man sei sich einig, den Standort Seefeld zu erhalten. Mit einer Sonderumlage, um das Defizit zu refinanzieren, rechnen alle Gemeinden: "Wir werden da wohl alle zahlen müssen", sagte Innings Bürgermeister Walter Bleimaier bereits am Dienstag vor der Sondersitzung des Zweckverbands. Er wolle aber auf die konkreten Zahlen warten, bevor er sich zum gesamten Themenkomplex äußere. Es ist ihm als gelernter Banker anzumerken, dass er wohl nicht damit rechnet, über eine einmalige Umlage den Klinikbetrieb aufrecht erhalten zu können.

Die rechtliche Aufsicht hat die Regierung von Oberbayern. Der Behörde wird der Kommunale Prüfungsverband unverzüglich die Ergebnisse zu den Jahresrechnungen zuleiten, sobald sie vorliegen. Ähnliche oder vergleichbare Fälle wie in Seefeld seien im eigenen "Zuständigkeitsbereich nicht bekannt", teilte eine Sprecherin der Bezirkregierung am Mittwoch mit.

Seinen Schreibtisch musste der fristlos entlassene Geschäftsführer vergangenen Mittwoch sofort räumen - durfte aber nicht seine Unterlagen mitnehmen, die noch geprüft werden. Der Ex-Verwaltungsleiter hat nach der Kündigung einen Anwalt eingeschaltet.

© SZ vom 15.10.2015 / csn, abec, deu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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