Energie-Genossenschaft:Wärme aus regionalen Rohstoffen

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Gerd Mulert von der Energie-Genossenschaft Fünfseenland unterstützt die Idee eines umweltfreundlichen Nahwärmenetzes. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Energie-Genossenschaft Fünfseenland und die Gemeinde streben zusammen mit dem Holzfachhändler Peter Schlecht die Unabhängigkeit von Gaslieferanten und Ölscheichs an

Von Christine Setzwein, Seefeld

Wärme aus nachwachsenden regionalen Rohstoffen und damit Unabhängigkeit von russischen Gaslieferanten und arabischen Ölscheichs, dieses Ziel peilen die Energie-Genossenschaft Fünfseenland und die Gemeinde Seefeld zusammen mit dem Holzfachhandel Peter Schlecht an. Sie planen ein Nahwärmenetz zwischen dem Technologiepark und der Chirurgischen Klinik, das noch Ende dieses Jahres in Betrieb gehen soll. Ein ehrgeiziges Unterfangen, denn das Ganze steht und fällt mit der Anzahl der Anschlüsse. Und ohne Krankenhaus geht gar nichts.

Das Interesse an dem Vorhaben ist jedenfalls groß im Ortsteil Oberalting. Mehr als 60 Bürger kamen am Donnerstag zum Infoabend in den Technologiepark. Sägewerkbesitzer Peter Schlecht hat Erfahrung mit Hackschnitzelheizungen. Seit 15 Jahren versorgt er seinen Betrieb und drei Wohnhäuser mit Wärme. Weil ein neuer Kessel ansteht und auch die Klinik eine neue Heizung braucht, entstand die Idee eines Nahwärmenetzes. Aber: Es muss wirtschaftlich sein. 5077 Megawattstunden pro Jahr müssten verkauft werden, so Fachplaner Cornelius Skiba. Das entspricht in etwa dem Anschluss von 250 Einfamilienhäusern. Aber das Krankenhaus allein würde schon etwa 1000 Megawattstunden abnehmen. Dazu könnten am geplanten 2900 Meter langen Netz Großkunden wie Technologiepark, Schwesternheim, Schule, Feuerwehr und Seniorenstift angeschlossen werden. Ernst Deiringer von der örtlichen Agenda und Genossenschaftsvorsitzender Gerd Mulert betonten nicht nur die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen, sondern auch die Umweltfreundlichkeit eines Nahwärmenetzes. "Wir wollen damit massiv beim Kohlendioxid-Ausstoß einsparen", sagte Deiringer. Auch für die Kunden gebe es Vorteile, sagte Mulert. Sie bräuchten keinen Heizkeller mehr, sondern nur noch einen Wärmetauscher. Zudem blieben die Preise für Hackschnitzel stabil und das Geld in der Region.

Das Biomasseheizkraft baut Schlecht. Gut eine Million Euro investiert der 58-Jährige in die Anlage, dazu kommen 1,3 Millionen, die die Energiegenossenschaft in das Netz steckt. Die Gemeinde will sich ebenfalls beteiligen - mit 100 000 Euro. Insgesamt könne man mit Zuschüssen in Höhe von 600 000 Euro rechnen.. In dem geplanten Heizhaus können 70 Tonnen Hackschnitzel gelagert werden. Das reicht für sieben Tage. Für Volllastzeiten kann ein zweiter Kessel mit Ökogas zugeschaltet werden. Pro Jahr werden etwa 1270Tonnen Hackschnitzel, Hobelspäne und Schwachholz gebraucht, drei Viertel davon fallen im Sägewerk an, ein Viertel muss - im Winter - zugekauft werden. Dieses Fremdholz komme nur aus der Region, sagte Schlecht. Mit dem Nahwärmenetz könnten im Jahr 338 000 Liter Heizöl und 100 Tonnen CO² eingespart werden. Einen Nachteil aber gibt es. Weil der Ölpreis momentan im Keller liegt, kann die Nahwärme derzeit noch nicht mit fossilen Brennstoffen konkurrieren. Das ändere sich freilich, wenn die Preise für Öl und Gas ansteigen. Die Anschlusskosten liegen, je nach Abnahme, zwischen 4700 und 10 650 Euro. Der Preis für die Kilowattstunde betrage momentan 8,5 Cent, sagte Mulert. Und das Krankenhaus? "Das wird eine super Klinik bleiben", meinte Bürgermeister Wolfram Gum. Interessierte sollten nun bis 15. März einen Fragebogen ausfüllen und im Rathaus abgeben.

© SZ vom 07.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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