Seefeld:Sicherheitsdienst rund um die Uhr

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Johanna Senft ist Gemeinderätin und Koordinatorin des Asylhelferkreises in Seefeld. Der Enthusiasmus der Leute ist nicht mehr so stark wie früher - Helfer zu finden, ist schwieriger geworden. (Foto: Georgine Treybal)

Nach Schlägerei und Randale in der Containeranlage Oberalting zieht die Regierung von Oberbayern Konsequenzen

Von Christine Setzwein, Seefeld

Mit so einer schnellen und positiven Reaktion seitens der Regierung von Oberbayern hatte der Asylhelferkreis Seefeld nicht gerechnet. "Wir freuen uns sehr", sagte Johanna Senft am Donnerstag zur SZ. Offensichtlich hatten die Regierungsbeamten bei einem Besuch in der vergangenen Woche festgestellt, dass sich etwas tun muss in und um die Containeranlage in Oberalting. Jetzt werden "die renitenten Störer" unter den Asylbewerbern in andere Einrichtungen verlegt, am Abend und an den Wochenenden wird sich, vorerst befristet, ein Sicherheitsdienst um die Bewohner kümmern. Und nicht zuletzt soll das Areal bepflanzt und verschönert werden. Senft: "Das ist ein schöner Erfolg für den Ort."

Die Euphorie, die viele Bürger vor zwei Jahren gepackt hat, als die ersten Flüchtlinge ins Fünfseenland kamen, hat nachgelassen. Viele Asylhelfer sind frustriert ob der Formalitäten, der langen Wartezeiten im Landratsamt, der Ungewissheit, ob ein Flüchtling bleiben darf. Auch in Seefeld ist es schwierig geworden, Asylhelfer zu finden. Während es in Hechendorf gut läuft, machen laut Senft die Anlieger in Oberalting immer noch Stimmung gegen das Containerdorf an der Ulrich-Haid-Straße. 133 Menschen aus Afghanistan, Somalia, Eritrea und Nigeria leben dort mittlerweile, aber nur 18 in Familien. Die Mehrheit sind alleinstehende Männer. Ein Grund, warum manche Asylhelferinnen die Anlage nicht mehr betreten wollen. Zwei Vorfälle in jüngster Zeit haben die Stimmung weiter aufgeheizt. Einmal ging es um eine Schlägerei zwischen zwei Flüchtlingen, die in großes Polizeiaufgebot zur folge hatte. Dann randalierte ein Bewohner und beschädigte dabei mehrer Autos. Anlass für die Gemeinde Seefeld, bei der Regierung einen 24-Stunden-Sicherheitsdienst für Oberalting zu fordern. Bisher sind die Leute von European Homecare, das den Hausmeister stellt und die Verwaltung innehat, montags bis donnerstags von 9 bis 16.30 Uhr da. Abends und am Wochenende sind die Bewohner auf sich gestellt.

Die Gemeinde hat bereits reagiert und auf eigene Kosten die Stelle der Asylsachbearbeiterin Stefanie Kalchschmidt von 16 auf 30 Stunden aufgestockt.

"Die Unterstützung der Gemeinde in Sachen Asyl war von Anfang an gut", sagt Senft, die die Arbeit des Helferkreises koordiniert und selbst Gemeinderätin ist. In Planung ist jetzt ein Café bei der Nachbarschaftshilfe Seefeld, ein offener Treffpunkt für Flüchtlinge und Bürger. Auch wenn der Enthusiasmus der Leute wegbricht, die Arbeit nüchterner, aber auch anonymer wird: Es gibt vieles in Seefeld, was gut klappt. Die Deutschkurse zum Beispiel und die Fahrradgruppe. Seit kurzem werden die Asylbewerber auch in den Grundrechenarten unterrichtet, "viele wissen nicht einmal, wie man etwas richtig abmisst", mussten die Helfer feststellen. Schön sei es zu sehen, "wie schnell die Kinder und Jugendlichen lernen", sagt Senft. Von den etwa 30 Flüchtlingen in Hechendorf sind bereits viele in Arbeit. Einige von ihnen kümmern sich um Landsleute in Oberalting. Auch die evangelische Kirche unterstützt Helfer und Bewohner. Vom Martin-Luther-Haus, in dem auch Kurse stattfinden, wurde sogar ein Wlan-Kabel zum Containerdorf gezogen.

© SZ vom 12.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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