Jobs für Flüchtlinge:Ohne Erlaubnis geht gar nichts

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Agentur für Arbeit informiert über Jobs für Asylbewerber

Von Christine Setzwein, Seefeld

"Viel zu viel Bürokratie", ist immer wieder aus den Helferkreisen zu hören, wenn es um Ausbildung und Arbeit für die Asylbewerber geht. Auch viele Unternehmer, die Flüchtlinge einstellen würden, wissen oft nicht, was sie dafür tun müssen. Gründe genug für die Gemeinde Seefeld, den Leiter der Starnberger Agentur für Arbeit, Dirk Dieber, einzuladen. "Informationen zu Asyl und Integration" hatte er seinen Vortrag überschrieben, zu dem am Donnerstagabend knapp 50 Helfer und Firmenchefs kamen.

Eigentlich alles ganz einfach, zählte Dieber auf: Nach drei Monaten bei uns können Asylbewerber einer normalen Arbeit nachgehen, sofern sie im Besitz der sogenannten BÜMA, der Bescheinigung über die Meldung als Asylsuchender, sind. Vom 16. Monat an fällt die Vorrangprüfung weg, eine Ausbildung kann bereits nach vier Monaten begonnen werden. Allerdings: Ohne Arbeitserlaubnis durch die Arbeitsagentur geht gar nichts. Flüchtlingen mit guten Deutschkenntnissen steht nach drei Monaten auch eine berufliche Qualifizierung offen, sofern bei ihnen eine "hohe Bleibewahrscheinlichkeit" besteht. Heißt: wenn sie aus Syrien, Irak, Iran, Eritrea und Afghanistan kommen. Diese Qualifizierungskurse kosten viel Geld, deshalb muss eines sicher sein, sagte Dieber: "Die Teilnehmer müssen hinterher beschäftigt werden." Eine berufliche Qualifizierungsmaßnahme laufe bereits in der Metallbranche, in Planung seien auch welche in den Bereichen Ver- und Entsorgung sowie Pflege.

Dass eine Arbeitserlaubnis nicht von heute auf morgen erteilt werden könne, erklärte Dieber so: Der Antrag geht an die Ausländerbehörde im Landratsamt, die schickt ihn an die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) nach München. Von dort geht er zur Prüfung an die Starnberger Arbeitsagentur. Ist alles in Ordnung, kommt er zurück zur ZAV, die dann dem Bewerber die Arbeitserlaubnis erteilt. "Ich verstehe ihren Unmut über die lange Dauer, aber schneller ist das nicht zu machen", sagte Dieber. Manchmal aber doch: Wenn ein Helferkreis ihm eine Firma nennt, die einen Asylbewerber einstellen möchte, werde der sofort von der Agentur geprüft, mit einem positiven Vermerk an die Ausländerbehörde und die ZAV versehen - "und dann ist das erledigt".

Auch Praktika, 450-Euro- und Ein-Euro-Jobs können an Flüchtlinge vergeben werden. Aber: "Asylbewerber dürfen nicht zu schlechteren Bedingungen beschäftigt werden", sagte Dieber. Auch für sie gilt der Mindestlohn oder der jeweilige Tarifbetrag. Der Bedarf an Mitarbeitern sei in allen Sparten groß, ob im Handwerk, in der Industrie, in der Landwirtschaft oder in den sozialen Pflegeberufen. Dieber: "Den Asylbewerbern stehen alle Möglichkeiten offen. Aber es dauert." Er habe großen Respekt vor dem Engagement der Helferkreise, "aber bedenken sie: Wir haben auch noch andere Kunden". Manch' Flüchtling habe auch unrealistische Vorstellungen von Arbeit und Berufen, viele sind Analphabeten. Dann stoße auch die Arbeitsagentur an ihre Grenzen. "Wir können nicht allen immer vollumfänglich helfen", räumte Dieber ein.

© SZ vom 22.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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