Seefeld:Mutiger Vorstoß

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Duo Spiller beim Benefizkonzert im Sudhaus Seefeld

Von Reinhard Palmer, Seefeld

Es passiert nicht alle Tage, dass beim Klassikkonzert im Seefelder Schlosssudhaus Gäste vom Roten Meer begrüßt werden. Die fünf jungen Eritreer waren natürlich nicht zufällig dort. Das außerplanmäßige Konzert von Kultur im Schloss Seefeld sollte als Benefizkonzert Geld für den Seefelder Agenda-Arbeitskreis "Integration und Asyl" einspielen. Was nicht im Halbjahresprogramm steht, hat allerdings Mühe, sich ausreichend herumzusprechen. Das was hier in vielerlei Hinsicht sehr schade. Als ein Statement hätte der Saal aus allen Nähten platzen sollen, was die Initiative deutlicher beflügelt hätte.

Im Normalfall schafft es das renommierte Duo Antonio Spiller (Violine) und Silvia Natiello-Spiller (Klavier) allerdings schon alleine mit seinem Bekanntheitsgrad, auch die letzten Plätze zu füllen. Der frühere Konzertmeister des BR-Symphonieorchesters und dessen Ehefrau sind erfahrene Kammermusiker. Im Benefizkonzert sollte das Publikum reichhaltig mit beliebter Musikliteratur verköstigt werden - mit Werken von Mozart, Beethoven und Brahms. Dennoch wagten die beiden Musiker auch einen mutigen Vorstoß in die Musik von heute. "Subito" des polnischen Komponisten Witold Lutosławski war 1992 entstanden und kann zimperliches Herangehen nicht vertragen. Die Spillers hatten dies auch nicht vor und stiegen sogleich brüsk in die Materie ein. "Subito" ist ein kraftvolles Werk, das sich aber immer wieder auch in melancholische Gespinste, floskelhafte Leichtigkeit oder sinnierende Narration zurücknehmen kann.

Antonio Spiller und Silvia Natiello-Spieler verstehen es, für das jeweilige Werk den adäquaten, zielsicher anvisierten Zugriff anzuwenden, ohne den Werken gleich ein historisches Korsett zu verpassen. Mozarts Sonate G-Dur KV 379 (373a) erklang sensibel und im barocken Sinne emotional ertastet. Das Einstiegsadagio bekam einen empfindsamen Grundcharakter, der im Allegro sogleich energisch in einen dramatischen Bogen überging. Einen überaus klangvarianten Reigen der Themaverarbeitung im Variationssatz zum Schluss folgte das Duo spielfreudig den immer wieder überraschenden Wendungen in der Verarbeitung des liedhaft schlichten Themas. In Beethovens Frühlingssonate (F-Dur, op. 24) hatte sich dann das Spiller-Duo offenbar vorgenommen, den ganzen Malkasten an Färbungen auszuspielen.

Die zweite Konzerthälfte gehörte Brahms. Seine wunderbar berührende Regenlied-Sonate (G-Dur, op. 78) ging das Duo überaus lustvoll an. Das energetisch bewegte, ruhelose Finale, das alles Vorhergehende Revue passieren lässt, sollte im anschließenden Scherzo c-Moll WoO post 2 eine angriffsfreudige Steigerung erfahren. Das melancholisch versponnene Trio wirkte wie ein Ladevorgang für die anschließende Scherzo-Rückkehr mit satter Kraftfülle. Langer Applaus.

© SZ vom 20.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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