Seefeld:Kritik am Einheimischenmodell

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Seefelder Gemeinderäte monieren wieder Architektenentwurf für das Oberfeld in Hechendorf

Von Christine Setzwein, Seefeld

Möglichst viele bezahlbare Wohnungen und Häuser möchte die Gemeinde Seefeld ihren Bürgern zur Verfügung stellen. Freilich nicht um jeden Preis, wie in der Gemeinderatssitzung am Dienstag deutlich wurde. Der Preis ist in diesem Fall die Verdichtung auf dem vorgesehenen Areal in Hechendorf. Auf dem Eckgrundstück Am Oberfeld/Spitzstraße soll ein Einheimischenmodell für bis zu 36 Familien entstehen. Aber dem Entwurf von Architekt Edgar Burkart vom Büro Wipfler-Plan "kann ich ums Verrecken nicht zustimmen", sagte Peter Schlecht (FW). Und er war nicht der einzige.

Das Thema bezahlbarer Wohnraum bewegt, das zeigten die vielen Zuhörer. Viele junge Leute, die gerne in ihrer Heimatgemeinde bleiben würden, sich die hohen Mieten und Grundstückspreise aber nicht leisten können.

In der Oktobersitzung hatte Burkart eine Entwurf mit Einfamilien- und Doppelhäusern sowie drei Geschosswohnungsbauten vorgestellt. Zu viele Einfamilienhäuser, befand der Gemeinderat, und der Architekt plante um. In dem neuen Konzept sind statt acht Einfamilien- nun 16 Reihenhäuser vorgesehen. Mit Doppelcarports davor ginge das natürlich zu Lasten der Grünfläche vor den Wohnzimmern.

Da wollten einige Gemeinderäte nicht mehr mitmachen. "Da hätte ich mir mehr Hirnschmalz erwartet, das kann man auch schöner machen", meinte Josef Wastian (FW) wenig schmeichelhaft in Richtung Architekt. Auch Martin Dosch (CSU) gefielen die Carports vor den Reihenhäusern überhaupt nicht. Außerdem seien die drei großen Wohnhäuser im Süden des Geländes viel zu hoch. Dosch: "Wir brauchen schon Wohnungen, aber nicht dort." Das Einheimischenmodell biete 32 oder 36 Familien günstigen Wohnraum, sagte Schlecht. "Aber wir haben die Verantwortung für den ganzen Ort." Und dort passe diese Verdichtung nicht.

Es gehe doch um die Ortsentwicklung, nicht um Details, sagte Architekt Burkart, der sich sichtlich um Fassung bemühte. "Was wollen Sie?" fragte er. Wenn er wieder umplanen müsse, gehe der Zeitplan flöten. Den hatte der Niederlassungsleiter von Wipfler-Plan, Roland Kindelbacher, zuvor vorgestellt. Danach sollte am Dienstag der Bebauungsplan "Spitzstraße" beschlossen werden, dann könnten im April 2017 die Bagger anrollen und die Bauarbeiten im November 2017 beendet sein.

Bürgermeister Wolfram Gum (CSU) verstand die Diskussion nicht. "Müssen unsere Leute wegziehen, nur weil einigen die Carports nicht gefallen?" Die Gemeinde habe eine Notversorgung an Wohnraum zu leisten, "die Leute warten darauf." Johanna Senft (BVS) war seiner Meinung: "Wir brauchen so viel Wohnraum wie möglich. Wir wollen doch keinen Schönheitspreis gewinnen." Oswald Gasser (FDP) bezeichnete den Plan als "vernünftig". Sebastian Haberkorn (CSU) wies darauf hin, "dass unser Auftrag die Nachverdichtung war". Evelyn Villing (Grüne) wollte dem Entwurf zustimmen: "Wir nutzen den Raum aus, der da ist. Das ist ökologisch sinnvoll." Martin Dameris (SPD) kritisierte, dass "nur herumgedoktert" werde. Das liege nicht am Planer, "sondern an uns". Nötig seien alternative Bauformen und eine vernünftige Herangehensweise. Stattdessen "diskutieren wir wie vor einem halben Jahr".

Gum ließ vorsichtshalber nicht abstimmen über den Bebauungsplan, sondern bat den Planer, seinen Entwurf noch einmal zu überarbeiten. Die Doppelhäuser nach hinten, die Reihenhäuser nach vorne und die Carports an die Seite, lautete ein Vorschlag. Der Bebauungsplan soll in einer Sondersitzung am 13. Dezember beschlossen werden.

© SZ vom 17.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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