Seefeld:Kommunikation und Respekt

Lesezeit: 1 min

Konflikte lösen mit Playmobil-Figuren - auch eine Methode. (Foto: Privat)

Seefeld macht gute Erfahrungen mit Erziehungsmoderatorin

Von Christine Setzwein, Seefeld

Streitschlichter sind an Realschulen und Gymnasien längst etabliert. Nicht so an Grundschulen. Deshalb ist die Stelle einer Erziehungsmoderatorin, die die Gemeinde Seefeld zum 1. September 2014 geschaffen hat, durchaus als "Leuchtturmprojekt" im Landkreis Starnberg zu sehen, sagte Marion Otto, Leiterin der Grundschule am Pilsensee, in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Zusammen mit Daniela Häusele berichtete sie über die Erfahrungen in den vergangenen acht Monaten. Und die waren so positiv, dass der Gemeinderat gar nicht anders konnte, als die Stelle um ein weiteres Jahr zu verlängern. Martin Dameris (SPD) schlug sogar vor, die Lohnkosten, die bisher 12 000 Euro jährlich betragen, aufzustocken. Häusele arbeitet pro Schulwoche zehn Stunden.

Es gehe nicht nur ums Streitschlichten, erläuterte Häusele. Die Wörthseerin, Mutter von vier Kindern, hat eine dreijährige Ausbildung zur Erziehungsmoderatorin absolviert. Neben der Vermittlung in Konfliktfällen will sie den Schülern faire Kommunikation und respektvolles Miteinander beibringen. Ob Außenseiter, Störer, Träumer oder Kinder, die an einem AHDS-Syndrom (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) leiden, für alle ist Häusele Ansprechpartnerin. Stärken stärken, Lernen lernen, Grenzen setzen, Empathietraining, Ziele vereinbaren - es gibt viele Möglichkeiten, schon bei Grundschülern das Selbstwertgefühl aufzurichten, Mobbing zu verhindern, Außenseiter zu integrieren, den Zusammenhalt zu fördern.

Von der Erziehungsmoderation profitierten nicht nur Kinder mit Migrationshintergrund, sagte Marion Otto. Auch immer mehr deutsche Schüler hätten Förderbedarf. Und Lehrer und Eltern freuten sich ebenfalls über die Entlastung.

Die Gemeinderäte waren beeindruckt. "Das ist ein Gewinn für unsere Kinder und deren Zukunft", sagte Johanna Senft (BVS). Martin Dosch (CSU) sprach von einer "riesen Unterstützung für die Lehrer". Nur Geschäftsleiter Fritz Cording hatte etwas auszusetzen. Nicht an der Streitschlichterin oder der Stelle, sondern an der Regierung von Oberbayern. Ihre Aufgabe wäre es, die Erziehungsmoderation an Grundschulen flächendeckend einzuführen - und zu bezahlen. Eben weil auch viele deutsche Schüler sie bräuchten. Staatliche Zuschüsse für die Stelle gibt es nämlich nur, wenn der Migrationsanteil an der Schule mindestens 20 Prozent beträgt. In Seefeld liegt er aktuell bei 11,9 Prozent. "Das ist einfach nur blödsinnig", ärgerte sich Cording.

© SZ vom 22.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: