Seefeld:Klinik am Tropf

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Das Krankenhaus in Seefeld braucht einen Kooperationspartner, um überleben zu können. Ein so kleines Haus mit Rundumversorgung ist unwirtschaftlich, sagt ein Fachmann

Von Christine Setzwein, Seefeld

Die Entscheidung ist gefallen: Die Chirurgische Klinik Seefeld wird sich nach einem Partner umschauen. Nicht weil sie will, sondern weil sie muss. Wie Interims-Geschäftsführer Peter Lenz am Dienstag sagte, kann das kommunale Krankenhaus aus eigener Kraft nicht überleben. Der Zweckverband hat Lenz am Montag einstimmig beauftragt, erste strategische Gespräche mit der Kreisklinik Starnberg und der Schindlbeck-Klinik in Herrsching über eine konstruktive Zusammenarbeit zu führen.

"Jetzt haben wir wenigstens Klarheit", sagte Verbandsvorsitzender Wolfram Gum am Dienstag im Rathaus Seefeld bei einem Pressegespräch, an dem auch der Verbands-Vize, der Herrschinger Bürgermeister Christian Schiller und die Chefärztin und Ärztliche Direktorin Regine Hahn teilnahmen. Für die Mitglieder des Zweckverbands Krankenhaus Seefeld - die Bürgermeister von Andechs, Gilching, Herrsching, Inning, Seefeld, Weßling und Wörthsee sowie für der Landkreis Starnberg Landrat Karl Roth und zwei Kreisräte - und für das Klinikpersonal glichen die vergangenen Wochen offensichtlich einer Achterbahnfahrt. "Noch vor zwei Wochen", sagte Schiller, "haben wir uns Hoffnungen gemacht, dass die Klinik eigenständig bleiben kann." Geschürt wurden sie vom Prüfer des Kommunalen Rechnungsprüfungsverbands, endgültig begraben von Diplom-Kaufmann Peter Lenz von der EconoMedic AG, der Zahlen, Betrieb, Technik und Ausstattung sowie das Personal seit Mitte November unter die Lupe genommen hat. Sein Fazit: Die medizinische Versorgung in Seefeld sei von hoher Qualität, das Haus gut in Schuss. "Extrem positiv überrascht" habe ihn die Motivation der Mitarbeiter. Aber ein so kleines Haus mit einer Rundum-Versorgung könne sich wirtschaftlich nicht alleine über Wasser halten. Auch wenn Lenz für nächstes Jahr ein wesentlich niedrigeres Defizit erwartet als 2015. Das lag bei 1,8 Millionen Euro. Der ehemalige, entlassene Klinik-Geschäftsführer hatte die Bilanzen in den vergangenen drei Jahren geschickt geschönt, wie die Prüfer feststellten.

Der Zweckverband hat sich am Montag einstimmig dafür ausgesprochen, dass der Klinikstandort Seefeld erhalten bleibt, die Mehrheit hätte sogar eine jährliche Umlage gezahlt, um die Klinik eigenständig zu erhalten, sagte Gum. Bei einem Defizit von 500 000 Euro pro Jahr sei das vielleicht noch möglich gewesen, aber was, wenn es darüber liege? Auf die Diskussion in den Gemeinderäten und im Kreistag wollte man es schließlich nicht ankommen lassen. Schiller drückte es so aus: "Entscheidend für uns war die Faktenlage, nicht Glaubensfragen."

Für Chefärztin Hahn ist jetzt vor allem eines wichtig: "In den nächsten Wochen und Monaten wird sich an der Versorgung und Qualität nichts ändern." Und es werde keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Die Klinik hat 180 Mitarbeiter auf 135 Stellen. Hahn gibt offen zu, dass sie sich das vor zwei Jahren, als sie ihren guten Posten im Klinikum Bogenhausen aufgab, anders vorgestellt habe. "Ich bin unter anderen Voraussetzungen nach Seefeld gekommen." In den vergangenen Wochen habe sie das Gefühl für "Freund und Feind verloren" ob des Hickhacks um die Klinik.

© SZ vom 09.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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