Seefelder Klinik:Hoffen und Bangen

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Geht es nach den Bürgern, soll die Klinik Seefeld unabhängig bleiben. (Foto: Ulfers)

Kann die in finanzielle Schieflage geratene Seefelder Klinik noch ihre Selbständigkeit bewahren? Die Mitglieder des Zweckverbands kämpfen darum, da noch Rücklagen vorhanden sind

Von Christine Setzwein und Christian Deussing, Seefeld

Die Ernüchterung ist groß, aber geschlagen gibt sich der Zweckverband Krankenhaus Seefeld immer noch nicht. "Die Hoffnung stirbt zuletzt", sagte die Wörthseer Bürgermeisterin Christel Muggenthal am Mittwoch, nämlich die Hoffnung auf die Eigenständigkeit der kommunalen Chirurgischen Klinik. Doch wie es weitergeht, ist auch einen Tag nach der Bekanntgabe des 4,5 Millionen Euro-Defizits des kommunalen Eigenbetriebs unklar.

Während der Gilchinger Gemeinderat bereits für die Zusammenarbeit mit der Starnberger Kreisklinik plädiert hat, ist das für Evelyn Villing wenig erstrebenswert. Die Seefelderin sitzt als Kreisrätin der Grünen im Zweckverband und ist eine Verfechterin der Eigenständigkeit. Sie ist auch der Überzeugung, dass dies gelingen kann. Die Klinik habe "genug Eigenkapital", um einen Teil des Defizits zu decken. Sie spricht von "Managementfehlern" des gefeuerten Geschäftsführers, die "solide korrigierbar" seien. Gemeinden und Landkreis müssten nicht mit einer Umlage belastet werden, der nötige Kredit könne aus den Einnahmen der Klinik zurückbezahlt werden. Gespart werden könne außerdem, sagt Villing. In der Klinik mit ihren 150 Beschäftigten gebe es einen "Personalüberstand", der abgebaut werden soll. Nicht durch Kündigungen, sondern durch Fluktuation. Dem Vernehmen nach liegt diese bei etwa zehn Prozent jährlich.

Ähnlich äußerte sich am Mittwoch auch der Weßlinger Bürgermeister Michael Muther. Die Defizite aus den Jahren 2012 bis 2014 könnten durch Rücklagen gedeckt werden, letztendlich bleibe ein Fehlbetrag von etwa 2,5 Millionen Euro übrig, der über einen Kredit gedeckt werden müsse, meint Muther. Sein Ziel sei weiterhin die Selbständigkeit der Seefelder Klinik. Wenn das doch nicht klappt, "müssen wir den Weg nach Starnberg wohl gehen". Das sieht Villing anders. "Ich bin für jede Kooperation offen", sagt sie. Die Seefelder Klinik müsse nicht unbedingt kommunal bleiben. Die Kooperation mit der privaten internistischen Schindlbeck-Klinik in Herrsching klappe hervorragend. Villing: "Alle Schindlbeck-Patienten, die operiert werden müssen, gehen nach Seefeld und nach der OP wieder zurück." Sollte es doch auf eine Zusammenarbeit mit Starnberg hinauslaufen, "dann nur auf Augenhöhe".

Die Kreisklinik in Starnberg schreibt seit mehreren Jahren schwarze Zahlen, hat eine Rendite von sechs Prozent. Seit 2012 hat sie mit dem Krankenhaus Penzberg auch eine 100-prozentige Tochter. "Wir sind sehr froh und dankbar, dass wir so einen guten Partner haben", sagt die Penzberger Geschäftsführerin Jasmin Taube. In den schwarzen Zahlen sind die Penzberger noch nicht, "aber auf einem guten Weg", meint Taube. Mehr will sie dazu nicht sagen.

Es wird noch einige Monate dauern, bis wirklich feststeht, ob es die Seefelder aus eigener Kraft schaffen. Das herauszufinden, ist nun Aufgabe eines externen Prüfers, aber auch eines neuen Interims-Geschäftsführers. Der entlassene Klinikleiter hat unterdessen eine zweite schriftliche Kündigung erhalten, teilt seine Anwältin mit. Auch dagegen werde aber ihr Mandant vorgehen, der weiterhin nicht von Prüfern zur Sache befragt worden sei. Es liegt zwar bislang keine Strafanzeige gegen den Ex-Geschäftsführer vor, dennoch hat die Staatsanwaltschaft den Fall bereits im Blick. Es müssten aber noch die Unterlagen angefordert werden, um festzustellen, ob hier "strafrechtlich relevante Dinge passiert sind", so ein Sprecher.

© SZ vom 29.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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