Seefeld:Heißes Wasser aus dem Sägewerk

Lesezeit: 2 min

Firmenchef Peter Schlecht plant gemeinsam mit der Gemeinde Seefeld und der Energiegenossenschaft ein Nahwärmenetz bis zur Chirurgischen Klinik. Allerdings ist der Ölpreis derzeit zu niedrig

Von Christine Setzwein, Seefeld

Es ist ein ehrgeiziges Projekt, das die Gemeinde Seefeld, die Peter Schlecht GmbH und die Energiegenossenschaft Fünfseenland gemeinsam stemmen wollen. Ein Nahwärmenetz soll die Chirurgische Klinik, das Schwesternwohnheim, das Seniorenstift und das geplante Seniorenheim, die Schule und den Technologiepark, aber auch Privatgebäude mit Wärme versorgen.

"Ein tolles Konzept", sagte Bürgermeister Wolfram Gum im Gemeinderat. Doch bis es so weit ist, gibt es noch einiges zu klären. Denn eines ist sicher: Das Projekt muss wirtschaftlich sein und wird "nicht um jeden Preis" realisiert, sagte Peter Schlecht am Donnerstag zur SZ. Der Sägewerksbesitzer und Fraktionsvorsitzende der Freien Wählergemeinschaft Seefeld würde auf seinem Betriebsgelände ein neues Biomasse-Heizwerk bauen. Für das Netz wäre die Energiegenossenschaft zuständig. Deren Vorsitzender Gerd Mulert, Schlecht und Gum haben vor gut vier Wochen eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet.

Im Gemeinderat sollte eigentlich die Firma K. Greentech, die das Projekt bisher fachlich begleitet und moderiert hatte, einen Anschlussauftrag für eine detaillierte Planung mit Kostenberechnung erhalten. Doch der Beschluss wurde zurückgestellt. "Das brauchen wir jetzt nicht", meinte Schlecht. Denn bevor es in die genaue Planung gehe, sollten erst einmal die Kosten für das Kraftwerk und der Kilowatt-Preis für die künftigen Nutzer der Nahwärme ermittelt werden. Dafür seien wiederum Vorverträge nötig. "Zuerst brauchen wir Kunden, dann können wir ein Angebot machen", sagte Schlecht.

Mit Nahwärme versorgt werden könnte der ganze Bereich zwischen Sägewerk und Klinik. Auch der Anschluss von Bauhof, Tennisanlage und Feuerwehr in Oberalting seien möglich, sagte Schlecht. Schon jetzt steht auf dem Firmengelände ein kleines Kraftwerk, in dem die Hackschnitzel verbrannt werden, die bei der Holzbearbeitung abfallen. Der Kessel hat eine Leistung von 350 Kilowatt. Sollte die Nahwärme für Seefeld verwirklicht werden, will Schlecht zwei Kessel mit je 500 Kilowatt bauen und zusätzlich einen 1200-Kilowatt-Öl- oder Gasbrenner - falls es eine Störung bei der Holzverbrennung geben sollte. Die Investitionskosten für das neue Gebäude mit Heizwerk beziffert Schlecht auf etwa 800 000 Euro.

Ein Unsicherheitsfaktor sei die Klinik. Laut Schlecht setzt das Krankenhaus eher auf ein eigenes Blockheizkraftwerk, das Strom und Wärme produziert. Aber auch ohne Klinik könnte ein Nahwärmenetz rentabel sein, meint er. Größter Hinderungsgrund aber ist der Ölpreis. "Mit den aktuellen Preisen können wir eigentlich nicht konkurrieren", sagt Schlecht. "Wir könnten die Kilowattstunde für etwa zehn Cent liefern", hat er ausgerechnet.

Die Energiegenossenschaft soll nun Kunden akquirieren. Ein Knochenjob, denn am meisten versprechen sich die Gemeinderäte davon, wenn jemand von Haus zu Haus geht und die Leute persönlich von der alternativen Energie überzeugt. In Frage kämen ohnehin nur diejenigen, deren Heizung in nächster Zeit erneuert werden muss. Größter Vorteil eines Nahwärmenetzes, abgesehen von der Klimafreundlichkeit: Es braucht weder einen Ölkessel oder eine andere Heizanlage mehr im Haus. Das heiße Wasser läuft vom Biomasse-Heizwerk durch das Leitungsnetz zu den Abnehmern. Im Haus ist dann nur noch ein Wärmetauscher nötig.

Eine Hackschnitzelanlage gibt es bereits in der Gemeinde. Das Neubaugebiet Riedfeld II wird mit Nahwärme versorgt, unterstützt von einem Erdgasbrennwert-Kessel. Seefeld hat damals eine Vorreiterrolle übernommen.

© SZ vom 24.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: