Seefeld:Favorit Technopark

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Architekt Clemens Pollok (rechts) erläutert Bürgermeister Wolfram Gum seine Modellrechnung. (Foto: Nila Thiel)

Beim Bürgerforum wird klar: Die Seefelder wollen das Provisorium als neues Rathaus

Von Wolfgang Prochaska, Seefeld

Ginge es nach dem Applaus der 200 Zuhörer, die in den Seefelder Technopark am Donnerstag gekommen waren, die Standortfrage wäre schon jetzt entschieden. Denn als sich Hans Seger im Rahmen des Bürgerforums "Ein Rathaus für Seefeld" zu Wort meldete und für den Standort im Technopark plädierte, brandete großer Applaus auf: "Die meisten Seefelder sagen, das hier ist optimal, bleibt doch hier." Und auch Bürgermeister Wolfram Gum, der von Frank Meyer-Brühl zu einer Stellungnahme aufgefordert wurde, sprach sich für das jetzige Provisorium als endgültigen Standort aus. Aber so einfach ist es eben nicht. Noch nicht.

Denn geradezu wissenschaftlich wird die Standortfrage zusammen mit den Seefeldern in den kommenden Monaten angegangen. Dazu wurden Aufträge an ein "teures Institut" vergeben, das ein "teures Gutachten" erstellte, wie Gum in seiner Begrüßung und bei der Vorstellung der Beteiligten mehrmals betonte. Ziel war es, von neutraler Stelle einmal errechnen zu lassen, wie groß der Platzbedarf in einem Rathaus einer Gemeinde mit 7500 Einwohnern sein muss. Es ging also um eine objektive Klärung und damit um die Aufarbeitung des Bürgerentscheids aus dem vergangenen Jahr.

Diese Aufgabe hatte Gabriele Übler von der "Bayerischen Akademie für Verwaltungsmanagement" übernommen, die ihre Zahlen, die sie schon im Gemeinderat vorgetragen hatte, auch den Bürgern vorstellte. Das Ergebnis bleibt überraschend: Denn die von Übler ausgerechneten 1469 Quadratmeter kommen den von der Rathausverwaltung berechneten 1508 Quadratmeter sehr nahe. Diese entsprechen 24 bis 25 Stellen. Derzeit arbeiten im Rathaus 21 Mitarbeiter, allerdings gibt es Arbeitsbereiche, für die sich Übler mehr Leute wünscht aufgrund der dort herrschenden starken Arbeitsbelastung. "Das Ergebnis ist für ein lebenslagenorientiertes Voll-Rathaus gedacht", sagte sie. Übler rechnet damit, dass die Bereiche Asylrecht, Ortsentwicklung, Bürgerservice und das Dokumentationsmanagement in den kommenden Jahren stark zunehmen werden, während die Arbeitsbelastung bei den Dienstleistungen durch die Digitalisierung abnimmt. Die Beraterin räumte ein, dass sie dem Platzbedarf nicht kleinlich angelegt habe. "Ich glaube, dass es eine nachhaltige Ausstattung mit noch Luft nach oben ist." Die Fragen der Seefelder hielten sich daher in Grenzen. Ulrich Dittmann wollte wissen, ob die Mobilität der Seefelder auch berücksichtigt wäre, was Übler verneinte. Außenstellen in den Dörfern seien nicht geplant.

Interessant wurde es andiesem Abend noch einmal, als Architekt Clemens Pollok erläuterte, wie viel maximaler Raum in einem Anbau auf dem Grundstück des alten Rathauses hineingehen könnte, ein rechnerisches Modell, ohne architektonischem Ehrgeiz. Zu sehen war eine terrassenförmige Torte mit Tiefgarage, die trotz aller Anstrengungen unter dem Raumbedarf von Übler blieb. "Dieses Grundstück gibt es nicht her", lautete das Fazit von Pollok. Mitglieder der Initiative Rathaus Seefeld wiesen darauf hin, dass ihre Raumbedarfszahlen deutlich unter denen von Übler lägen, und das Berechnungsmodell von Pollok "wenig hilfreich" sei. Eine "Top-Down-Analyse" wäre an dieser Stelle angebrachter gewesen. Nach der Pause durften die Zuhörer ihre Wünsche auf Tafeln festhalten, dazu gehörte auch die Forderung, "ein altes historisches Rathaus" im Ortskern zu haben. Die Wünsche werden von der Verwaltung ausgewertet und die Ergebnisse im Frühjahr im Rahmen eines zweiten Forums vorgestellt.

© SZ vom 31.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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