Seefeld:Die Madonna vom Marienplatz

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Vergoldete Statue im Oberaltinger Ortszentrum soll restauriert werden. Der Gemeinderat genehmigt 15 000 Euro

Von Christine Setzwein, Seefeld

Von Lyon nach Seefeld sind es laut Routenplaner 707 Kilometer. Ein Auto fährt die Strecke in etwa sieben Stunden, ein Airbus A 320 fliegt von Lyon nach München in 40 Minuten. Wie lange das Pferdefuhrwerk vor gut 140 Jahren brauchte, das eine gusseiserne Marienfigur transportierte, ist nicht überliefert. Vielleicht eine Woche, vielleicht mehr. Ganz sicher, nämlich dokumentiert, ist der Verkauf der Statue am 4. April 1873. Auf diesen Tag ist die Rechnung datiert, die die Münchner Firma Kustermann ausgestellt hat. Sie hat die Madonna in Frankreich gießen lassen, gekauft hat sie der damalige Seefelder Schlossherr Graf Maximilian Konrad aus dem Hause Toerring, der sie wiederum der Pfarrei Oberalting spendete.

Die Maria aus Lyon - sie ist eine Kopie der vergoldeten Marienstatue auf dem Glockenturm der Basilika Notre Dame de Fourvière - ist nicht die erste Mutter Gottes in Oberalting. Schon Pfarrer Johannes Georg Faber (1728 bis 1743) hatte aus seinem Privatvermögen die erste Mariensäule in Seefeld gestiftet, weiß Kirchenpfleger Jürgen Glaser. Die Figur war aus Holz geschnitzt. Erst 1873 wurde die hölzerne durch eine steinerne Säule ersetzt, darauf die gusseiserne Madonna gestellt. 2,16 Meter groß ist sie und 75 Zentimeter breit.

Nicht mehr so strahlend wie einst präsentiert sich die Muttergottes von Oberalting. Nun wird die Figur restauriert. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Seefelder Marienfigur ist etwas ganz Besonderes, hat Kirchenpfleger Glaser jüngst dem Seefelder Gemeinderat erläutert. In Bayern würden nämlich die Marienfiguren üblicherweise mit dem Jesuskind dargestellt, in Frankreich aber nicht.

Bis 1949 stand die Mariensäule auf der Straße von Drößling kommend vor dem damals größten Bauernhof des Dorfes, der aber 1938 abgerissen wurde. Es entstand ein großzügiger Platz, auf dem die Mariensäule nach hinten rückte, dafür aber einen Brunnen bekam. Seitdem blickt die Maria nach Westen, erzählt Glaser, "wo sie die schönsten Sonnenuntergänge anschauen kann". Auch das eine Besonderheit: Die meisten Marienfiguren sind nach Osten ausgerichtet. 1949 war die Madonna noch bemalt und hatte dunkle Haare. Wann sie vergoldet wurde, ist Glaser nicht bekannt, der Grund schon: wegen des schlechten Zustands des Metalls. Mit dem Edelmetall wurde die Korrosion unterbunden.

Doch nun haben die vergangenen Jahrzehnte auch ihre Spuren hinterlassen. Die Korrosion konnte auf Dauer nicht gestoppt werden. An den Fersen haben sich Risse gebildet, die die Stabilität der Statue gefährden. "Die Madonna hat sich die Hacken abgelaufen", drückt es Bauamtsleiterin Imke Friedrich salopp aus. Auch vom Gold ist einiges abgeblättert. Eine Sanierung der denkmalgeschützten Statue muss sein. Da die Säule auf Gemeindegebiet steht, ist die Kommune als Eigentümerin auch für den Unterhalt zuständig - und muss zahlen. Sie tut es gerne. Im Gemeinderat fiel der Beschluss, 15 000 Euro zur Verfügung zu stellen, einstimmig. Moniert wurde lediglich das nicht besonders schöne Verbotsschild auf dem Brunnen, das darauf hinweist, dass das Wasser aus dem Brunnen nicht zum Trinken geeignet ist. Es soll entfernt werden. "Wenn des oana sauft, werd er scho merka, dass net schmeckt", meinte Bürgermeister Wolfram Gum ganz pragmatisch.

Tiefe Risse gefährden die Stabilität der Marienstatue. In der zweiten Juniwoche soll sie abgebaut werden. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Madonna wird voraussichtlich in der zweiten Juni-Woche vom Sockel genommen, sagt Jürgen Glaser. "An Fronleichnam brauchen wir sie noch." Die Restaurierung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege.

In der Oberaltinger Kirche St. Peter und Paul befindet sich auch eine Marien-Kopie: Auf dem linken Seitenaltar steht eine Nachbildung der Altöttinger Muttergottes. Die Figur stammt ebenfalls von Pfarrer Faber.

Die Madonna vom Marienplatz in Seefeld sticht übrigens nicht nur wegen ihrer Herkunft hervor. Sie ist auch größer als die Figur auf der Mariensäule, die den Münchner Marienplatz ziert.

© SZ vom 10.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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