Arbeit statt Vergnügen:Die Helfer vom Pilsensee

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Zu alt und zu klein: Die Wasserrettungsstation auf dem Campingplatz am Pilsensee. Deshalb wird sie für mehr als 200 000 Euro ausgebaut. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Wasserwacht sorgt dafür, dass Badegäste und Sportler die Freizeit sicher genießen können. Dafür opfern die Mitglieder viele Stunden. Nun brauchen sie eine größere und moderne Wachstation

Von Christine Setzwein, Seefeld

Gemütlich am See sitzen, ein paar Runden schwimmen, zwischendurch eine Spitztour mit dem Boot machen - Wasserwachtler müsste man sein. Von wegen. Da werden Schnittwunden verarztet, da wird ein Angelhaken aus dem Fuß gezogen und Erste Hilfe bei Schlaganfall, Kreislaufkollaps oder Herzinfarkt geleistet. Es werden Menschen vor dem Ertrinken gerettet und immer wieder welche ausgebildet, die sie retten können. Und das alles in der Freizeit.

Eine verantwortungsvolle Aufgabe, die aber ganz offensichtlich auch viel Freude macht. Sonst wäre die Wasserwacht Ortsgruppe Pilsensee nicht die zweitgrößte im Landkreis Starnberg und ihr Vorsitzender Ingo Cada nicht schon 29 Jahre mit dabei. "Natürlich wollen wir den Menschen helfen", sagt er, "aber wir wollen auch, dass sie Spaß haben am See und die Natur genießen."

Den Wert der ehrenamtlichen Gruppe, die im Jahr auf mindestens 5000 Wachstunden kommt, schätzt auch die Gemeinde Seefeld. In der jüngsten Sitzung genehmigte der Gemeinderat einen Zuschuss in Höhe von 50 000 Euro für den Um- und Ausbau der Wasserrettungsstation, die sich auf dem Campingplatz Pilsensee befindet. Die Gesamtkosten dafür werden voraussichtlich 218 000 Euro betragen.

Zwar ist die bestehende Hütte noch nicht einmal 20 Jahre alt. Aber sie ist aus Holz, steht am Wasser und ist mittlerweile viel zu klein. Denn es hat sich viel getan in den vergangenen Jahren, erläutert Cada. Angefangen von den gesetzlichen Rahmenbedingungen wie die Pflicht, die Ausbildung zu dokumentieren, bis zur neuen Technik, dem Digitalfunk. "Uns fehlt ein Lager für die teure und sensible Ausrüstung, aber auch ein Schulungsraum", sagt der Vorsitzende. Patienten sollten einen abgetrennten Bereich haben, damit deren Privatsphäre geschützt werden könne. Und auch die Jugend braucht Platz. Schließlich gehören der Wasserwacht Pilsensee neben den 45 Aktiven auch 30 Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren an. Cada: "Wir haben keine Nachwuchssorgen."

Andere Sorgen hat er schon. Dass immer weniger Kinder gar nicht oder nur schlecht schwimmen können, sei ein "Riesenproblem". Was auch daran liegt, dass immer mehr Hallenbäder geschlossen werden und Schwimmkurse am See nicht erlaubt sind. Allerdings darf die Wasserwacht Schwimmscheine abnehmen, vom Seepferdchen bis zum Rettungsschwimmer-Abzeichen. 13 Ausbilder hat die Wasserwacht Pilsensee, und sie verstehen ihr Handwerk: Beim landkreisweiten Jugendschwimmwettbewerb vor einer Woche holten sich die Seefelder den ersten Platz. Der Stolz darüber ist Cada anzuhören. "Wir sind eine tolle Ortsgruppe."

Die Wachsstation am Pilsensee ist an Wochenenden und Feiertagen besetzt, mit mindestens fünf Leuten, meistens sind es mehr. Die "Seerose", das Rettungsboot, muss jedesmal zu Wasser gelassen werden. Außerhalb der Wachzeiten stehen rund um die Uhr Wasserretter und Taucher mit einer sogenannten Schnelleinsatzgruppe zur Verfügung. "Der See wird mehr genutzt", hat Cada festgestellt. Auf dem Campingplatz will das Gräfliche Rentamt künftig weniger Dauer- und mehr Durchreisecamper. Das wird den Platz attraktiver machen für junge Familien mit Kindern. Auch darauf muss sich die Wasserwacht einstellen. Ein weiterer Grund für den Ausbau der Station. Im Herbst soll mit den Arbeiten begonnen werden, im kommenden Frühjahr die etwas größere, energetisch sanierte Station fertig sein.

Was die neu angekommenen Asylbewerber angeht, steht die Wasserwacht mit der Gemeinde und dem Helferkreis in Verbindung, sagte Cada. Im Pilsensee soll kein Flüchtling ertrinken.

© SZ vom 04.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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