Klinik Seefeld in der Krise:Chefärztin gibt auf

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Regine Hahn kündigt und verlässt das Seefelder Krankenhaus. Grund für ihr Ausscheiden dürfte die Fusion mit dem Klinikum Starnberg sein. Stellvertreter Frank wird ihre Aufgabe vorerst übernehmen

Von Astrid Becker, Seefeld

Regine Hahn wirft hin. Nach dem finanziellen Desaster der Klinik Seefeld und der bevorstehenden Fusion mit der Kreisklinik Starnberg wird die 50-jährige Viszeralchirurgin ihren Posten als Chefärztin aufgeben und zurück nach München gehen. Ihren Mitarbeitern gab sie dies am Dienstag bekannt. Unklar ist noch das genaue Datum ihres Ausscheidens. Die Rede ist aber vom 1. April diesen Jahres.

Leicht ist ihr diese Entscheidung nicht gefallen, das ist Hahn anzumerken. Erst Anfang 2014 hatte sie die Nachfolge von Nikolaus Hermes angetreten. Zuvor hatte sie mehr als 15 Jahre im Klinikum Bogenhausen einen hervorragenden Ruf im Bereich der Minimalinvasiv- und Viszeralchirurgie erworben. In ihr Fachgebiet will sie nun wieder zurückkehren. Dafür wechselt sie an die Isarklinik in München - einem Haus, das weder von einer Universität oder von Kommunen getragen wird und als eines der innovativsten Kliniken auf diesem Sektor gilt. Darauf freue sie sich auch sehr, sagte Hahn, aber beim Gedanken, Seefeld zu verlassen, "tränt mir das Herz". Für ihre Arbeit als Chefärztin war sie von München nach Herrsching umgezogen. Mitarbeiter und Patienten schätzen ihre Art und ihre hohe Kompetenz, der Zweckverband, der die Trägerschaft des Hauses hat, ihre Erfolgsbilanz, die sie binnen kürzester Zeit vorweisen konnte.

Doch dann kam der Schock im Herbst 2015, als sich herausstellte, dass der ehemalige Geschäftsführer des Hauses das wahre Defizit der Klinik über Jahre hinweg verschleiert haben soll. Die Rede ist von zwei bis drei Millionen Euro, die nun von den Mitgliedern des Zweckverbands aufgebracht werden müssen: dem Landkreis und den Kommunen Gilching, Herrsching, Seefeld, Weßling, Wörthsee, Inning sowie Andechs. Hinzu kommt offenbar noch ein recht hoher Sanierungsbedarf.

Dem Vernehmen nach wird deshalb bereits über eine Erweiterung oder einen Neubau nachgedacht - was über Fördermittel finanziert werden könnte. Bürgermeister Wolfram Gum, der auch Verbandsvorsitzender ist, bestätigt diese Pläne und spricht von einer möglichen Kostenübernahme durch den Freistaat von bis zu 80 Prozent.

Doch zunächst wird Seefeld mit Starnberg fusionieren und in der Folge der Zweckverband aufgelöst - "möglicherweise zum 1. Januar 2017", sagt Gum. Medizinischer Direktor, wie in Starnberg und Penzberg auch, soll Thomas Weiler werden. Diese Aussichten dürften Regine Hahn bewogen haben, ihr Arbeitsverhältnis in Seefeld zu beenden. Denn auch sie hatte sich zwar für Kooperation ausgesprochen, aber auch für Eigenständigkeit gekämpft. Die mit einer Fusion wohl anstehenden medizinischen und strukturellen Veränderungen in Seefeld will sie nun wohl nicht mittragen. Hahns Aufgaben wird vorerst ihr jetziger Stellvertreter, Rudolf Frank, übernehmen.

© SZ vom 24.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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