Seefeld:Aufgewärmt

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Gemeinderat diskutiert wieder über Nahwärmenetz in Oberalting

Von Christine Setzwein, Seefeld

Beim Thema Nahwärmenetz in Oberalting ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Im vergangenen September hatte Holzhändler und FWG-Gemeinderat Peter Schlecht das ehrgeizige Projekt zwar wegen Unwirtschaftlichkeit an den Nagel gehängt, doch die Seefelder Gemeinderäte geben noch nicht auf. In der Sitzung am Dienstag hielt Oswald Gasser (FDP) ein flammendes Plädoyer für das Nahwärmenetz, das von einer Hackschnitzelanlage auf dem Betriebsgelände von Schlecht gespeist werden sollte. Die Vorzeichen hätten sich geändert, sagt er. Mit dem neuen Altenheim und den neuen Genossenschaftswohnungen stünden zwei potenzielle Großabnehmer bereit, beide hätten Zustimmung signalisiert. Auch gebe es Synergieeffekte: Mit dem neuen Kanal an der Ulrich-Haid-Straße könnten gleich die Rohre für die Nahwärme verlegt werden.

Die Sache hat nur einen Haken: Bezahlen müsste zunächst die Gemeinde. Und die hat kein Geld, wie Bürgermeister Wolfram Gum (CSU) gleich anmerkte. Außerdem sei die Gemeinde kein Unternehmen und dürfe keine Gewinne erzielen, erläuterte Rathaus-Geschäftsführer Fritz Cording. Dafür müsste ein Eigenbetrieb oder ein Kommunalunternehmen gegründet werden.

Ralf-Peter Beutel vom Bauamt hatte Zahlen dabei. Zur Versorgung des Quartiers mit Nahwärme sei vom Holzhandel bis zur Schule ein 1,4 Kilometer langes Leitungsnetz nötig. Das würde etwa 880 000 Euro kosten, hat das Planungsbüro "dme Consult" errechnet. Mit Förderung und Synergieeffekten durch den 300 Meter langen Kanalbau blieben 580 000 Euro, die es zu finanzieren gelte. "Viel zu viel", befand der Bürgermeister. Gasser dagegen meinte, die Kommune müsse in Vorleistung gehen und heimische Ressourcen nutzen. Schließlich sei es Ziel des Landkreises, bis 2035 von fossilen Energien unabhängig zu sein. "Das ist eine einmalige Chance."

Schlecht verwies noch einmal auf den "Knackpunkt Wirtschaftlichkeit". Er allein könne das Projekt nicht realisieren. "Wir haben nicht nur Verantwortung für den Klimaschutz, sondern auch für das Geld unserer Bürger", sagte Johanna Senft (BV). Für Martin Dameris (SPD) war die Diskussion "das klassische Beispiel, warum Klimaschutz in Deutschland nicht funktioniert". Es gehe immer nur um Wirtschaftlichkeit. "Wir sollten den Anfang machen", appellierte schließlich Robert Schindlbeck (CSU-Fraktion) an seine Kollegen. Das Gremium einigte sich darauf, eine kleine Kommission aus Verwaltung und Gemeinderäten zu bilden. Sie soll sich mit den Berechnungen beschäftigen, noch einmal mit der Energiegenossenschaft Fünfseenland und mit der Klinikleitung reden.

Der Holzhandel Schlecht, die Gemeinde und die Energiegenossenschaft wollten das Nahwärmenetz vor drei Jahren gemeinsam stemmen. Weil sich die Seefelder Klinik als Großabnehmer nicht anschließen lassen wollte, zu wenig private Hausbesitzer bereit waren und der niedrige Energiepreis momentan nicht konkurrenzfähig ist, wurde das Projekt schließlich abgeblasen.

© SZ vom 24.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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