Riederau:Asylhelfer fordern Unterstützung

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Allein ehrenamtlich sei die Betreuung nicht zu leisten, heißt es bei einem Informationsabend in Riederau

Von Peter Bierl, Riederau

Das Thema Asyl bewegt die Dießener. Mehr als 250 Bürger sind am Dienstag in den Kramerhof in Riederau gekommen, wo Landrat Thomas Eichinger (CSU) über die Unterbringung von Flüchtlingen informierte. Etwa 60 Asylbewerber sollen von Februar im evangelischen Freizeitheim des Ortsteils leben. Einige Bürger äußerten ihre Ressentiments, sie befürchten "Gewaltexzesse" und behaupteten, deutsche Frauen könnten sich im Sommer nicht mehr "freizügig bekleidet" im Strandbad aufhalten. Andere widersprachen. Beifall erhielt Sabine Krämer, die Vorsitzende der Nachbarschaftshilfe, als sie daran erinnerte, dass seit zwei Jahren Flüchtlinge in Riederau leben und es noch nie Ärger gegeben habe. Ehrenamtliche Asylhelfer kritisierten den Landrat, weil es für die beiden Unterkünfte in Bischofsried und Riederau mit je 60 Flüchtlingen zu wenig professionelle Betreuung gebe. "Es geht nicht alles ehrenamtlich, wir brauchen eine professionelle Koordination vor Ort", verlangte Rainer Michler. Dafür sei kein Geld vorhanden, antwortete Eichinger.

Derzeit leben in Dießen 117 Flüchtlinge in mehreren Unterkünften und Wohnungen. Bis zum Jahresende sollen es 382 werden. Die größte Gruppe stellen junge Männer aus Eritrea. Einige haben Jobs bekommen, etliche treiben Sport in den Vereinen. Sabine Krämer berichtete, dass beim Ramadama in Riederau acht Personen mitarbeiteten, vier davon waren Eritreer.

Einige Frauen wollen sich nun als Asylhelfer engagieren. Andere wollen keine Flüchtlinge mehr haben: "Die Grenze ist erreicht", fand ein Bürger. "Mit solchen Themen wenden Sie sich an Ihre Abgeordneten", beschied Bürgermeister Herbert Kirsch. Gerüchten über kriminelle Flüchtlinge hielt der Landrat entgegen, dass die Dießener Polizeiinspektion keinen Anstieg von Verbrechen melde. Es gebe aber Konflikte in den Unterkünften, Körperverletzungen und Diebstähle. "Wenn Sie ein Jahr lang mit 60 Leuten in einem Haus leben müssten, könnten Sie das nachvollziehen", sagte Eichinger.

Der Landrat wies das Gerücht zurück, der Kreis bezahle überhöhte Mieten für Unterkünfte. Das Freizeitheim am Römerweg gehört der evangelischen Gemeinde in Augsburg. "Wir stellen ein gut belegtes und saniertes Haus zur Verfügung, keine Schrottimmobilie. Das ist unser Beitrag in einer Notsituation", sagte Stadtdekanin Susanne Kasch. Sie versicherte, dass die Mieteinnahmen für die Betreuung der Flüchtlinge zur Verfügung stünden.

Darauf bezogen sich Asylhelfer wie Michaela Kanzler und Rainer Michler, als sie betonten, die Betreuung sei nicht allein ehrenamtlich zu leisten. Notwendig sei eine Betreuung durch professionelle Kräfte und eine Koordination der ehrenamtlichen Helfer. Bei dem Vorschlag, die Gemeinde solle eine Halbtagsstelle dafür einrichten, winkte der Bürgermeister ab. Dafür stünden keine Haushaltsmittel zur Verfügung, sagte der Landrat. Dass in Landsberg eine Person beim Roten Kreuz alle Ehrenamtlichen im Landkreis koordinieren soll, halten die Dießener Helfer für völlig ungenügend. Michler forderte den Landrat auf, das Angebot der evangelischen Kirche aufzugreifen und die Mieteinnahmen dafür zu verwenden. Eichinger sagte der SZ hinterher zu, den Vorschlag zu prüfen.

Ungewiss scheint, wie es mit der Sozialberatung aussieht. Michler sagte der SZ, bislang seien für Bischofsried zwei Stunden pro Woche fix vorgesehen gewesen. Das Hausmeisterehepaar, das die evangelische Einrichtung in Riederau betreut, soll zusätzlich auch in Bischofsried arbeiten. "120 Leute und eine Hausmeisterpaar, wie soll das funktionieren?", warnte ein Asylhelfer, der in Bischofsried aktiv ist.

Weder Evelyn Koch, Asylsozialberaterin des Roten Kreuzes in Landsberg, noch Barbara Rösner, die Sachgebietsleiterin Asylangelegenheiten im Landratsamt, konnten der SZ auf Nachfrage erklären, wie viele Stunden Sozialberatung in Zukunft vorgesehen sind. Landrat Eichinger erklärte, am Anfang würden die Asylsozialbetreuer in Unterkünften mit 60 Menschen dreimal in der Woche kommen, später weniger. Für insgesamt über 1300 Flüchtlinge im Landkreis Landsberg gibt es derzeit sieben Asylsozialberater vom Roten Kreuz und der Diakonie.

© SZ vom 22.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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