Pferdesport in idyllischer Umgebung mit Blick auf See und Berge: Das lässt vermutlich das Herz eines jeden Reitfreundes höher schlagen. Doch der Spaß stößt dort an Grenzen, wo das Vergnügen auf Kosten anderer geht - so wie in Leutstetten. Schon seit geraumer Zeit tut sich ohnehin einiges im nördlichsten Starnberger Ortsteil, der einst als "königliches Dorf" galt: Unlängst entstanden hier luxuriöse Wohnungen anstelle von Bauernhof, Reithalle oder Stallungen. Einige Tunnelgegner erwägen, hinter dem Dorf eine Umfahrung für Starnberg ins Grün zu schlagen. Dauerstreitthema aber ist die geplante Reithalle in der Altostraße: Seit Luitpold von Bayern sein königliches Gestüts veräußerte, fürchten viele, dass es mit der dörflichen Idylle bald ganz vorbei sein dürfte. Das Misstrauen ist groß - und das wohl nicht zu Unrecht.
Schon vor knapp 20 Jahren gab es Pläne, Leutstettens Dorfmitte umzugestalten. Konkret wurde es schließlich, als der Verkauf begann: Mittlerweile können selbst Einheimische kaum noch mit Gewissheit sagen, wem im Ort was gehört. Und jetzt noch eine Reithalle für eine Pferdepension, die im Grunde genommen niemand braucht und niemand will - mal abgesehen von der neuen Eigentümerin Angelika Krebs vom Hau, eine Wirtschaftsprüferin, die ihr Projekt auf Biegen und Brechen durchsetzen will.
"Privilegierung" heißt das Zauberwort, das eigentlich Landwirten in wirtschaftlicher Not helfen soll. Aber nicht nur in Leutstetten, sondern überall im Land entstehen Pferdepensionen und Reithallen im Außenbereich, die mit Landwirtschaft kaum mehr etwas zu tun haben. Noch schwerer aber wiegt der Verdacht, dass die Reithalle in Leutstetten lediglich ein Alibi-Vorhaben sein könnte: Unverhohlen wird im Dorf darüber spekuliert, dass die Halle schon bald wieder verschwindet und dann weitere weitaus lukrativere Luxus-Wohnungen entstehen.