Ortsentwicklung:Vier Bausteine für Seefelds Zukunft

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Der Edeka-Markt soll noch in diesem Jahr erweitert werden. Das ist nur eines von mehreren anstehenden Projekten in der Gemeinde Seefeld. (Foto: Nila Thiel)

Die Rathausverwaltung will ein umfassendes Konzept als Orientierungshilfe. Doch einige Gemeinderäte sind noch skeptisch

Von Christine Setzwein, Seefeld

Hier wird ein Bauantrag genehmigt, dort ein Bebauungsplan geändert. Da entsteht ein Einfamilienhaus, dort ein Einheimischenmodell. Neben das Feuerwehrhaus kommt ein Fußballplatz, an die Schule ein Anbau. Die Entwicklung der Gemeinde Seefeld in den vergangenen Jahrzehnten ist geprägt von Einzelentscheidungen, nicht vom großen Ganzen. Möglichst viele Bauwünsche erfüllen, das war stets das Credo des Gemeinderats.

Was bei privaten Bauwerbern meist geklappt hat, ist bei einigen kommunalen Projekten gründlich schief gegangen. Ein neues Rathaus: abgelehnt. Ein neues Krankenhaus auf der grünen Wiese: Bürgeraufstand und Rückzug. Dass gut gemeint nicht immer gut ankommt, zeigt das Einheimischenmodell in Hechendorf. Von 119 Bewerbern kamen nur 30 zum Zug. Das Auswahlverfahren war für viele nicht schlüssig, der Ärger groß, und natürlich war von Mauschelei die Rede. Weg vom Flickenteppich hin zu einer echten Planung, das wollen die Seefelder jetzt zumindest ausprobieren. Das Weihnachtsgeschenk an die Gemeinderäte in der letzte Sitzung im vergangenen - ein Nussknacker und eine Schachtel voller Nüsse - hatte Bürgermeister Wolfram Gum wohl gewählt. Zu den Nüssen, die heuer geknackt werden müssen, gehört auch die Ortsentwicklungsplanung, über die sich die Gemeinderäte in der Sitzung schon einmal Gedanken machten.

Stefan Futterknecht vom Bauamt und der Geschäftsleitende Beamte Fritz Cording ließen keinen Zweifel daran, dass sie ein Ortsentwicklungskonzept begrüßen würden. Futterknecht erläuterte, warum: Ein Masterplan biete eine planerischen roten Faden: der Siedlungsdruck nehme zu; das habe Auswirkungen auf den Natur- und Landschaftschutz. Es gebe wenig Potenzialflächen, so dass auf geringem Raum die unterschiedlichsten Interessen aufeinanderträfen. Außerdem könnten und müssten die Bürger beteiligt werden. Nicht zuletzt bedeute ein Konzept eine Planungserleichterung für die Verwaltung.

Auch über das Procedere hatte sich das Bauamt schon Gedanken gemacht. Vier Bausteine sollten es sein: Organisation und Ablauf, Bestandsanalyse, konkrete Ziele und Maßnahmen und schließlich Realisierung und Fortschreibung. Futterknecht ist sich sicher: "Das wird nervenaufreibend." Schon bald sollen im Gemeinderat Referenzprojekte vorgestellt werden.

Aber nicht bei allen Gemeinderäten stößt ein Ortsentwicklungskonzept auf Begeisterung. Vor allem in der CSU und bei der Freien Wählergemeinschaft ist das Projekt umstritten. Und auch bei Bürgermeister Gum hat es eine Weile gedauert, bis er davon überzeugt war, dass eine Zusammenarbeit mit Planern und Bürgern nicht das Schlechteste sei. Zumindest in der Dezembersitzung sollte der Weihnachtsfrieden gewahrt bleiben. So äußerte etwa Josef Wastian, das Ganze könne schon "in die richtige Richtung gehen". Robert Schindlbeck meinte, zuerst müssten sich die Gemeinderäte darüber klar werden, was sie überhaupt wollten. Das Thema jedenfalls sei "ideal für eine komplette Zerfledderung". Und Christian Wagner weiß jetzt schon, dass nicht alles planbar sei. "Darüber dürfen wir uns keine Illusionen machen."

SPD, Grüne und FDP sind da ganz anderer Meinung. Martin Dameris findet ein Ortsentwicklungskonzept "ganz toll", wenn Gemeinderat, Bürger, Gewerbe, Vereine und soziale Einrichtungen zusammenarbeiten. Er sieht darin eine Stärkung der Gemeinde. "Das kann sehr anstrengend und auch sehr emotional werden." Man müsse sich gelungene und misslungene Beispiele von Entwicklungskonzepten anschauen, sagte Oswald Gasser. Für Seefeld selbst sei eine erhebliche Datenauswertung nötig.. "Wir müssen Zeit und Geld investieren, und die Veränderungsbereitschaft muss da sei", forderte er. Für Ute Dorschner liegt der Vorteil eines Masterplans auf der Hand: "Wir wechseln vom Getriebenen zum Handelnden."

An Projekten wird es 2018 nicht mangeln. Es stehen an die Erweiterung des Edeka-Marktes sowie der Umbau und die Sanierung der Klinik in der Ortsmitte von Seefeld, der Neubau des Feuerwehrgerätehauses in Hechendorf oder der Bebauungsplan für ein Seniorenheim an der Ulrich-Haid-Straße. Viel Arbeit für Verwaltung und Gemeinderat. Der tagt wieder am 23. Januar.

© SZ vom 11.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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