Öffentliche Verkehrsmittel:Skepsis gegen 365-Euro-Ticket

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Kreisräte und Verkehrsmanagerin machen Vorbehalte geltend

Von Michael Berzl, Starnberg/München

Der Münchner Oberbürgermeister ist zuversichtlich, dass im kommenden Sommer das 365-Euro-Ticket für Schüler und Auszubildende kommt, und will sich bei der Gesellschafterversammlung des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV) dafür einsetzen. Im Starnberger Landratsamt blickt man der Einführung mit gemischten Gefühlen entgegen. Der Landkreis rechnet mit mehr Verwaltungsaufwand und einem eigenen Kostenanteil von gut einer halben Million Euro; die Kreis-Verkehrsmanagerin Susanne Münster befürchtet zudem, dass dann schlechter zu steuern ist, wo Schüler zur Schule gehen. Das wurde im Verkehrsausschuss des Kreistags deutlich, der sich auf die Anträge von SPD und Grünen hin mit der Problematik befasst hat.

Bisher erhalten Eltern unter bestimmten Voraussetzung eine Kostenerstattung für die Monatskarten ihrer Kinder, wenn der Weg zur nächstgelegenen Schule weiter als drei Kilometer ist. Wenn es aber eine Schüler- und Jugendkarte zum Pauschalpreis gibt, die für das gesamte Schuljahr im ganzen Tarifgebiet gilt, ändert sich die Situation. Münster befürchtet, dass eine "Steuerungswirkung" verloren geht und dass es an einzelnen Standorten zu "existenziellen Problemen oder zu einer Überfüllung" kommen könnte, je nachdem, welche Schule besonders beliebt oder unbeliebt ist. Der Pöckinger Bürgermeister Rainer Schnitzler machte die Problematik so deutlich: "Wenn ich dafür ein Ticket für den ganzen Verbundraum bekomme, kann es Sinn machen, in eine weiter entfernte Schule zu gehen."

Worauf der FDP-Kreisrat Wolfgang Weber-Guskar einwandte, die Auswahl einer Schule hänge in erster Linie vom Unterrichtsangebot ab und nicht von der Entfernung. Laut Münster wären etwa 4300 Schüler im Landkreis betroffen, die bisher in den Genuss von Kostenfreiheit durch die Erteilung einer Fahrkarte im MVV-Tarif kommen.

Grüne und SPD haben in ihren Anträgen vorgeschlagen, dass sich der Landkreis auf unterschiedlichen Wegen um Zuschüsse von Land und Bund bemühen soll. Die nächsten wichtigen Entscheidungen über das 365-Euro-Ticket fallen aber zunächst am kommenden Freitag in der Versammlung der MVV-Gesellschafter, zu denen auch der Landreis Starnberg gehört.

© SZ vom 30.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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