Oberpfaffenhofen:DLR-Wissenschaftler erfassen Relief der Erde

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Dem Ziel, die Erdoberfläche dreidimensional zu vermessen, einen großen Schritt nähergekommen: Erstmals nehmen zwei synchrone Satelliten ein präzises Höhenmodell auf.

Armin Greune

Die Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen sind ihrem Ziel, die Erdoberfläche dreidimensional zu vermessen, einen großen Schritt nähergekommen. Seit Donnerstag befinden sich zwei Satelliten in parallelen und synchronen Umlaufbahnen: Nur 350 Meter voneinander entfernt erfassen ihre beiden Radarantennen das Relief des Planeten aus zwei "Blickwinkeln" plastisch wie ein Augenpaar. Dabei wird eine Flächen-Auflösung von 12 mal 12 Meter erreicht, die Geländehöhe wird sogar mit einer Genauigkeit von zwei Meter dargestellt.

Die Grafik der EADS Astrium GmbH in Immenstaad am Bodensee zeigt den Satelliten TerraSar-X im Weltraum. (Foto: dpa)

"Wir betreten hier absolutes Neuland", sagt Projektleiter Manfred Zink: "Noch nie wurden zwei Satelliten in einem so engen Formationsflug über mehrere Jahre operationell betrieben." Innerhalb von drei Tagen hatten die DLR-Wissenschaftler in der vergangenen Woche die Satelliten TerraSAR-X und TanDEM-X zusammengeführt: Durch ein Manöver auf eine kürzere Umlaufbahn holte TanDEM-X den 20 Kilometer weiten Vorsprung von TerraSAR-X ein.

Auf von der DLR entwickelten und patentrechtlich geschützten Umlaufbahnen umkreisen sich die Satelliten jetzt in Form einer Doppelhelix, ohne ihre Bahnen zu kreuzen. Von nun an arbeiten die beiden Trabanten nicht mehr unabhängig, sondern synchron. Über ein Inter-Satellite-Link können sie auch gegenseitig den Betriebszustand des Partners kontrollieren.

Ein weiterer Vorteil ihrer Zusammenarbeit ist, dass zwar beide Satelliten die am Boden reflektierten Radarsignale empfangen, aber nur jeweils einer die Radarimpulse aussenden muss. Weil diese Funktion besonders viel Energie verbraucht, ist die Dauer des Betriebs begrenzt. Teilen sich aber beide Satelliten die Sendebelastung, verdoppelt sich die mögliche Aufnahmezeit.

Zum Jahreswechsel soll die Mission in die Betriebsphase treten. Drei Jahre lang werden die Satelliten ein äußerst präzises, dreidimensionales Höhenmodell des gesamten Planeten aufnehmen. Für die wissenschaftliche Nutzung des Materials ist die DLR verantwortlich.

Darüber hinaus sammeln die Satelliten aber auch Daten aus bestimmten Bereichen der Erde für eine kommerzielle Verwertung: Deren Vermarktungsrechte hat sich die Firma Astrium gesichert. Das Projekt TanDEM-X wird in Form einer Public Private Partnership zwischen DLR und Astrium geführt: Die Firma hat den Satelliten gebaut und beteiligt sich an den Entwicklungs- und Nutzungskosten.

Die Oberpfaffenhofener Wissenschaftler haben die Planung und Durchführung der Mission übernommen: Sie steuern die Satelliten und erstellen auch das digitale Höhenmodell.

© SZ vom 18.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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