Niederpöcking:Hochbegabte unter Freunden

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Begeisterndes Konzert von Rudens Turkus Stipendiaten

Von Reinhard Palmer, Niederpöcking

Mit seinen Starnberger Musiktagen ist es dem Geiger Rudens Turku gelungen etwas anzustoßen, was mit den Jahren immer mehr Menschen begeistert. Der Verein "Friends of Rudens Turku", der sich der Förderung hochbegabter junger Musiker verschrieben hat, füllt inzwischen schon einen ansehnlichen Konzertsaal, wenn die Mitglieder eingeladen sind, wie kürzlich in die Orangerie des Landhotels "La Villa" in Niederpöcking.

Dass so viele gekommen waren, um die Stipendiaten zu hören, lag zum Teil gewiss daran, dass auch Turku selbst mitspielte und seine Schützlinge aktiv auf der Bühne unterstützte. Und die sind schon lange nicht mehr ausschließlich Violinisten: Auch wenn sie mit Fabiola Tedesco, Esther Frey, Johannes Ascher, Sofiko Tchumburidze und dem jüngsten, knapp vierzehnjährigen Andrea Cicalese in der Überzahl waren, ermöglichten die Bratschistin Barbora Butnydaite und die Cellistin Laura Szabo Ensemblespiel bis zu Streichquartetten.

Eine besondere Qualität eines guten Instrumentalpädagogen ist vor allem die Fähigkeit, den musikalischen Charakter jedes einzelnen zu erkennen und ihn individuell zu fördern. Und selbst wenn in Niederpöcking schon mal mit Telemanns Konzert für vier Violinen gleichzeitig vier Geiger auftraten, war es trotz Homogenität keinesfalls eine eintönige Angelegenheit - Zumal Turku seinen Schützlingen offenbar einen fulminanten, satten Zugriff besonders ans Herz legt. Die jungen Musiker gingen denn auch mit großer Lust zur Sache, interpretierten straff, packend und spritzig im finalen Vivace, das Adagio in schönfarbigen Nuancen, indes festlich im Allegro. Je nach Rollenhervorhebung kam zudem individuelle Vielfalt in der Farbigkeit hinzu. Ein besonderer Reiz entwickelte sich in den Haydn-Streichquartetten op. 74/3 (Reiterquartett) und op. 64/5 (Lerchenquartett), die zwischen kantabler Wärme in gesanglicher Schönheit und mitreißender Spritzigkeit bis hin zu musikantischer Wucht ein weites Ausdrucksspektrum auffächerten. Doch war die reiche Differenzierung keinesfalls generell verordnet. Die Bach-Sonate BWV 1001 interpretierte Fabiola Tedesco zu Beginn mit der gebotenen Strenge in tief beseelter Andacht des Adagio - dann wieder kraftvoll und mit behutsamer plastischer Formung in der tektonischen Fuga. Ein besonders intensives und enges Zusammenspiel demonstrierten Tchumburidze und Cicalese in Leclairs Sonate Nr. 4, die in der Duobesetzung von der Wendigkeit in der Charakterisierung profitierte. Schuberts Streichtrio D 471 mit Ascher, Butvydaite und Szabo atmete indes treffend den so charakteristischen warmen Klang im schön ausbalancierten Salon-Ton zwischen melodiöser Leichtigkeit und wuchtiger Kraft. Die viel versprechenden Talente wurden mit begeistertem Applaus gefeiert.

© SZ vom 18.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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