Niederpöcking:20 Jahre Umtriebigkeit

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Im Fokus der Feierlichkeiten beim Verein Fortschritt: die Kinder, die die heilpädagogische Kindertagesstätte in Niederpöcking besuchen. (Foto: Ulfers)

Der Verein Fortschritt in Niederpöcking feiert runden Geburtstag. Die Einrichtung ist untrennbar mit ihrem Gründer Peter von Quadt verbunden. Erzählt wird eine Erfolgsgeschichte

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Niederpöcking

Im Jahr 1995 hat der Verein Fortschritt die heilpädagogische Kindertagesstätte in Niederpöcking eröffnet. Es war die erste Einrichtung in Deutschland, in der Kinder mit cerebralen Bewegungsstörungen nach der ungarischen Petö-Methode behandelt wurden. Von Niederpöcking breitete sich die ganzheitliche Therapieform in ganz Deutschland aus. Jetzt haben Kinder und Mitarbeiter der Tagesstätte im Beisein von Kommunalpolitikern, ehemaligen Mitstreitern, Nachbarn und Freunden gleich zwei Geburtstage gefeiert. Die Kindertagesstätte wurde 20 Jahre alt. Gleichzeitig feierte Hanni von Quadt, Ehefrau von Fortschritt-Chef Peter von Quadt, ihren 60. Geburtstag.

Fortschritt ist fest mit den Namen Peter von Quadt verbunden. Als sein Sohn Simon mit einer cerebralen Bewegungsstörung geboren wurde, lernte er die Petö-Methode in Ungarn kennen. Angespornt durch die Behandlungserfolge bei seinem Sohn gab der gelernte Banker seinen Beruf auf, um auch anderen betroffenen Kindern die damals in Deutschland unbekannte Therapieform zu ermöglichen. Denn bis dahin mussten betroffene Eltern nach Ungarn fahren, wenn sie ihre Kinder nach der Petö-Methode behandeln lassen wollten. 1994 wurde der Verein Fortschritt gegründet. Wie sich das langjährige, ehemalige Vorstandsmitglied Guggi Borgolte erinnerte, wurde die Petö-Methode erst einem breiten Publikum bekannt, als in der von der Ärztin Antje-Katrin Kühnemann moderierten Fernsehsendung "Sprechstunde" ein Beitrag gesendet wurde. Der Verein Fortschritt sei danach geradezu überrannt worden, sagte sie. Man brauchte einen größeren Raum, den Fortschritt in dem landkreiseigenen Gebäude in Niederpöcking anmieten konnte. Die Behandlungsmethode hatte einen so großen Erfolg, dass weitere Tagesstätten in München, Rosenheim und Teising gegründet wurden. Um die Einrichtungen auf finanziell sichere Beine zu stellen, wurde die gemeinnützige Fortschritt- GmbH gegründet, die ebenfalls in dem Niederpöckinger Gebäude untergebracht ist. Zudem wurde in Niederpöcking unter der Trägerschaft von Fortschritt die erste Montessori-Kinderkrippe Bayerns eingerichtet. Es folgten ein Mittagessenservice für Kinderbetreuungseinrichtungen sowie Trägerschaften für Krippen und Horte, in denen die Inklusion konsequent umgesetzt wird. Das jüngste Projekt ist das Betreute Wohnen für junge Erwachsene mit Behinderung, das sich gerade in der Aufbauphase befindet. Wenngleich sich Fortschritt wieder von einigen Tätigkeitsbereichen zurückgezogen und auch das integrative Schulprojekt beendet hat, werden von der GmbH heute 1300 Kinder betreut und 350 Mitarbeiter beschäftigt. Das Beispiel Fortschritt zeige, was man erreichen kann, wenn man sich engagiert, sagte Landrat Karl Roth. Und in Richtung Peter von Quadt: "Es gehört eine treibende Kraft dazu, auch wenn er manchmal nervt." Für die Behandlung nach der Petö-Methode sind speziell ausgebildete Therapeuten notwendig. Das Studium, zu dem Psychologie und Pädagogik gehört, gibt es bislang nur in Ungarn.

© SZ vom 10.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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