Nepumuk-Kolumne:Germany's Next Topmayor

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Warum werden im Fernsehen immer nur Hungerhaken gesucht - und nicht Bürgermeister? Nepomuk käme da schon einer in den Sinn

Kolumne von Eurem Nepomuk

Habt Ihr das gelesen, liebe Leut'? "Germany's Next Topmodel" geht in die nächste Runde. Also, ich versteh' das ja nicht. Lauter Hungerhaken als wandelnde Kleiderständer. Dabei gäb's doch viel Spannenderes und Schöneres. Meine Nepomuka zum Beispiel. Der Inbegriff weiblichen Geistes. So hinreißend charmant, dass sie damals ihren Onkel aus Amerika dazu inspirierte, den Filmproduzenten die Idee mit den "Ghostbusters" ins Ohr zu flüstern, den Geisterjägern. Gut, die Geschichte lief dann etwas anders ab, als der Onkel dachte, weswegen es seither kaum mehr ein Geist überhaupt in Erwägung zieht, eine Karriere bei Film und Fernsehen anzustreben. Aber vielleicht brech' ich jetzt mal mit diesem Tabu. Denn hätte ich in dieser Welt was zu sagen, ich würde ja einen ganz anderen Wettbewerb ausrufen.

"Germany's Next Topmayor" beispielsweise. Und ich weiß auch schon, wer sich da sofort bewerben würde. Herrschings Bürgermeister Christian Schiller - und gewisse Talente kann man ihm ja nun wirklich nicht absprechen. Als Schauspieler glänzte er schon beim Schlachtschüsselessen des Landkreises. Am allerbesten gefällt er mir da ja immer als Frau, also in der Rolle der Krankenschwester - mit weißem Kittel, kirschrotem Herzmund und üppigen Kurven. Gut, Letzteres würde eine Modeljury rund um Heidi Klum nicht so überzeugen, aber mich als Oberjuror aller Topmayors schon. Außerdem gibt es ja auch noch andere Kriterien - bei mir zumindest.

Der Schiller ist recht unterhaltsam: Entertainerqualitäten legt er beispielsweise immer bei seinem Jahresempfang an den Tag, der jedes Mal zur echten Schiller-Show wird. Oder allein auf die Idee zu kommen, seine Bürger fotografieren und das Bild dann zur Raumstation ISS schießen zu lassen - ganz echt, das kann nur mein Spezl Christian. Bibersafaris hat er schon angeboten, Weinverkostungen auch, und vor kurzem hat er den Appell an die Herrschinger gerichtet, endlich mal ihre Hecken und Sträucher zurückzuschneiden. Und zwar mit einem Video auf der Gemeinde-Homepage! Also, ich kenn ja viele Mayors hier, aber erinnern kann ich mich an keinen Rathauschef, der auf diese Weise an die Bürger Appelle schickt. Unverständlich ist mir allerdings, warum ich in dieser Slide-Show kein einziges Bild von einem Hecken schneidenden Schiller sehe!

Noch viel unverständlicher ist mir aber was anderes: Das Bayerische Fernsehen hat vor kurzem wieder mal in Herrsching gedreht. Viele wichtige Menschen kamen da zu Wort: Einzelhändler beispielsweise oder sogar der Seehof-Wirt Peter Reichert, von dem die für die Dokumentation zuständige Redakteurin gesagt haben soll, er mache vor der Kamera eine richtig gute Figur. Mag ja sein, aber die hat meinen Germany's Topmayor noch nicht gesehen! Ja nicht mal gesprochen! Ich glaub', ich muss der Dame doch einen Hinweis ins Ohr flüstern. So wie einst der Onkel aus Amerika. Aber wer weiß, was dann dabei herauskommt. Am Ende noch eine "Schiller-Mania", das überlegt sich jetzt

© SZ vom 11.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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