Mitten in Wörthsee:Von Spatzenzungen und Buddhas Hand

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Einen Blasenstrauch hat der Obst- und Gartenbauverein Wörthsee für den kleinen Park am See gestiftet. (Foto: privat/oh)

Wer nicht weiß, worum es sich dabei handelt, kann gleich einpacken - zumindest botanisch betrachtet

Glosse von Christine Setzwein

Der Strauch ist etwas ganz Besonderes, nämlich eine Pflanzenart in der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae) innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae). Blütenökologisch handelt es sich um vormännliche, duftlose Schmetterlingsblumen mit Bürsteneinrichtung und mit rotbraunen Strichsaftmalen. Wer jetzt noch nicht weiß, worum es sich handelt, kann botanisch gleich einpacken. Es ist natürlich der Blasenstrauch, ein gelbblühendes Gewächs, dessen Samen und Blätter giftig sind, aber die Bienen lieben ihn. Sagt zumindest der Obst- und Gartenbauverein Wörthsee, der den Strauch für den kleinen Park gegenüber dem Wörthseer Rathaus gestiftet und mit Unterstützung der Bauhofmitarbeiter eingepflanzt hat. Erst kürzlich hat der örtliche Rotary-Club für die Badewiese am Wörthsee eine Flatterulme gespendet. Auch schön.

Botanisch gesehen ist da noch mehr drin. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Kuheuterpflanze, die auch Zitzenförmiger Nachtschatten oder Nippelfrucht genannt wird? Oder mit einer behaarten Spatzenzunge? Der Bettpisser kostet gar nichts, denn der Löwenzahn breitet sich aus, ob man will oder nicht. Vielleicht hätte gegenüber dem Rathaus auch noch ein Pfeifenstrauch Platz, ein runzelblättriger Schneeball oder gar Buddhas Hand?

Neue Birken für den Badeplatz Birkenweg - laaangweilig! Da würde sich doch ein Schlangenhaut-Ahorn, ein Leberwurstbaum, ein Taschentuch- oder Paternosterbaum anbieten. Für die jungen Leser: Ein Paternoster ist ein Aufzug ohne Türen, dessen Kabinen sich ständig in Umlauf befinden. Böse Zungen nennen ihn auch Beamtenbagger. Eigentlich ist der Zu- und Ausstieg völlig ungefährlich, weil sich der Paternoster eher langsam bewegt. Vorsicht und Augenmaß ist dort nur geboten nach rauschenden Festen, wie sie ganz früher in der Münchner SZ-Redaktion gefeiert wurden ... Aber das ist ein anderes Thema.

Zurück an den Wörthsee, dessen Ufer botanisch gesehen künftig richtig was hermachen könnte. Andererseits: Noch mehr Ausflügler sind der Schrecken aller Einheimischer. Ein Langgriffliger Rosenwaldmeister auf der Badewiese und ein Vampirtintenfisch im See wären doch geeignete Abschreckungsmaßnahmen.

© SZ vom 03.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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