Mitten in Wörthsee:SPD und CSU, wo seid ihr?

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Warum der Wahlkampf immer farbloser wird

Kolumne von Christine Setzwein

Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin will ich? Mit diesen essenziellen Fragen beschäftigen sich Philosophen, Soziologen, Psychologen und die Deutsche Bahn schon seit Jahrhunderten. Wer für sich eine Antwort gefunden hat, ist fein raus. Der oder die wird Pfarrerin oder Fußballspieler, bewirbt sich bei "Bauer sucht Frau", geht jeden Freitag zum Demonstrieren oder in die CSU. Alles eine Frage der Identifikation. Logos erleichtern das Zusammengehörigkeitsgefühl und sollten nie geändert werden. Mit der FDP geht es mehr oder weniger bergab, seit sie sich als Freie Demokraten bezeichnet und die Farbe Magenta in ihr Logo aufgenommen hat. Die SPD ist immer noch rot, dafür wechselt sie ihre Vorsitzenden wie die Bundesliga ihre Trainer. Früher stolze Volkspartei, fahren die Genossen nur noch einstellige Wahlergebnisse ein. Ein Verlierer-Image, das niemand mag.

Christel Muggenthal, 2014 für die SPD als Bürgermeisterin in Wörthsee gewählt, möchte noch gewinnen. Darum tritt sie 2020 als parteifreie Kandidatin und ohne eigene Liste an. An diesem Mittwoch konstituiert sich ihr Unterstützerverein "Bürgermeisterin für alle", nominiert wird sie kommende Woche. Unabhängig und parteiübergreifend will sie noch einmal sechs Jahre arbeiten.

Die Wörthseer CSU hat vor einigen Wochen mit großem Brimborium ihren Bürgermeisterkandidaten Thomas Ruckdäschel präsentiert. Ein "Aufbruch in ein neues Jahrzehnt, mit einer neuen, dynamischen und hoch motivierten CSU", hieß es. Doch auf der Einladung zum jüngsten Bürgergespräch mit dem CSU-Kandidaten über das Aufregerthema Verkehr sucht man das "CSU" vergeblich. Nur ein kleiner Löwe mit Raute deutet auf die Schwarzen hin. Wenn die Grünen jetzt auch auf ihre Sonnenblume verzichten, dann wird's ziemlich farblos in Wörthsee.

© SZ vom 30.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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